Abschied vom Abendland

„Passiert es Ihnen häufig, dass Sie etwas von Bedetung sagen wollen, aber alles, was Ihnen in den Sinn kommt, klingt wie die Rede eines Knabenschullehrers aus einem Unterhaltungsfilm der fünfziger Jahre?“

Die Personalchefin tippte mit der Rückseite ihres Kugelschreibers einige Male auf die Schreibtischunterlage aus buntem Plastik. Hasdrubal Pelzfuß strich mit der Fingerspitze sein Ohrläppchen entlang. Das Bewerbungsgespräch zog sich unangenehm in die Länge und Hasdrubal konnte sich auf nichts anderes konzentrieren, als auf den Mund der Personalchefin. Einen Riesenmund hatte die, voller winzig kleiner Zähne. Sicherlich achtzig oder hundert Zähne mussten das sein. Etwas Derartiges hatte er nie zuvor gesehen. Mit der Frage konnte er nichts anfangen. Weder hatte er sich während des Gesprächs um Bedeutungsvolles bemüht, noch erschien ihm seine Sprache altbacken oder wunderlich. Nicht einmal ein passender Film wollte ihm einfallen.

„Ich denke, das ist außerhalb meiner Lebenserfahrung“, antwortete er nach einer langen Pause.

Hasdrubal Pelzfuß hatte sich um zahllose Anstellungen beworben und daher die Übersicht verloren. Nun wusste er gar nicht, um welche Art der Tätigkeit es in dem Gespräch ging und eine Nachfrage wäre ihm zu peinlich gewesen.

„Ist ja auch egal“, sagte die Personalchefin und schob den Arbeitsvertrag über den Tisch. „Sie können gleich anfangen. Ich hole Ihre Uniform, während Sie den Vertrag durchlesen.“

Sie erhob sich und musterte Hasdrubal Pelzfuß, wohl um seine Konfektionsgröße einzuschätzen.

Noch bevor er die erste Seite zu Ende gelesen hatte, erschien sie wieder und trug ein Bündel unter dem Arm.

„Der Bus geht in zehn Minuten. Beeilen Sie sich. Umziehen können Sie sich vor Ort.“

Wenig später fand er sich in einer schmucken, aber etwas unbequemen Uniform am Flughafen wieder. Neben ihm stand ein silbener Kasten, in dem die Demissionspakete lagen, die er den Reisenden zu übergeben hatte. Da er kein Instrument spielen konnte, war er nicht der Kapelle zugeteilt worden, die ein wenig abseits für jeden Einzelnen einen Tusch spielte. Man hatte ihm einen Stapel Kärtchen übergeben, auf denen geeignete Grußworte abgedruckt waren.

„Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere“ stand da. Und „Wir freuen uns, Ihnen einen reichen Erfahrungsschatz mitgeben zu können“. Händeschütteln war aus Gründen der Hygiene untersagt. An seinem Gürtel trug er einen Beutel mit Taschentüchern, falls es Tränen gab. Hasdrubal Pelzfuß verbrauchte sie in den Pausen.