Am Tag, als der Regen kam oder was Bela Lugosi im Urwald widerfuhr

Mit einem Papagei auf der linken Schulter stakste Bela Lugosi, Held unzähliger Filmklassiker und Ornithologe aus Leidenschaft, durch das Unterholz und hielt Ausschau nach dem Unentdeckten.

„ … und ’ne Buddel voll Rum!“, krächzte der Vogel.

Bela Lugosi griff in die Tasche seines Seemannsmantels und fütterte den gefiederten Freund mit Sonnenblumenkernen. „Still jetzt! Ich glaube, wir nähern uns dem Zielgebiet.“

Der Papagei legte den Kopf schief, kaute, hielt den Kopf in die andere Richtung, kaute weiter und nickte.

Aus dem Dickicht erklang eine Stimme: „Geben Sie Acht, dass Sie nicht in die Grube fallen! Da werden Sie gleich durchbohrt, zack! Hier entlang, bitte! Es ist ja … “

Äste knackten und das Rascheln der Blätter verschluckte den Rest des Gesagten. Bela Lugosi hielt inne, legte den Finger an den Schnabel des Papageis und duckte sich hinter einen moosbewachsenen Findling. Stolpernde Schritte waren zu hören, Keuchen und ein deftiger Fluch.

Bela Lugosi rieb sich lautlos die Hände mit Hirschtalgsalbe ein, denn er wollte nicht durch die Rauheit seiner Haut unnötig Lärm verursachen. Eine Gruppe blasser nordeuropäischer Touristen folgte einem eingeborenen Reiseleiter; Bela Lugosi hielt den Atem an.

„Aufschließen, bitteschön! Nicht trödeln!“ Der Reiseleiter hatte ein Megafon zur Unterstützung genommen, um einige Nachzügler zur Eile anzutreiben. Eine füllige Blondine stolperte, ein glatzköpfiger Herr in den besten Jahren wehrte mit hektischen Bewegungen Insekten ab, die seine fächerartigen Ohren umschwirrten.

Der Papagei trat aufgeregt von einem Fuß auf den anderen und bohrte dabei seine Krallen in Belas Schulter. Auf einen Fingerzeig von Lugosi erhob sich er sich in die Lüfte und fuhr – ein Seemannslied schmetternd – der blonden Dame ins Haar. Regentropfen knallten gegen die Blätter der Bäume und die Szene versank hinter einer Wand aus Wasser, die voller Bedauern vom Himmel fiel.