Bratwerk

Das quietscht wie eine Maschine, die jahrzehntelang nicht in Betrieb war. Oben gibt es einen Trichter, da steckt man rein, was immer man quälen will. Zuerst fällt man durch einen Tunnel, dessen Wände mit Spießen, Haken und Stacheln bedeckt sind. Das ist nicht so schlimm, aber das weiß man noch nicht. Erst im Walzwerk bemerkt man das. Manche haben Riffel, andere sind glatt oder kleine Nägel stehen hervor. Die eine ist heiß, die nächste lässt einen frieren. Mal drehen sie sich links- mal rechtsherum. Gerade das richtige Gewicht haben die Walzen, damit man nicht zerquetscht wird, sondern nur einen Eindruck vom Zerquetschtwerden bekommt. Nach einer Ewigkeit fällt man auf einen Gitterrost. Dort wird man so lange gerüttelt, bis man vor Erschöpfung eingeschlafen ist.

Die süßesten Träume hatte ich auf diesem Gitterrost. Irgendwann weckte mich ein Grobian, der darauf etwas braten wollte. Ich warf mir einen Hermelin über und setzte mich auf einen Melkhocker. Der Grobian guckte neugierig zu mir herüber. Beim genaueren Hinsehen erkannte ich, dass es Unzifer war, der maulfaule Bruder von Robert Witt, meinem Banknachbarn aus der Grundschule. Ich überlegte, ihm schöne Grüße zu bestellen, ließ es aber bleiben, da die Unterhaltung nicht recht in Gang kommen wollte. Der Unzifer zog aus einer Bauchfalte ein Fläschchen Grillsoße hervor. Es bratzte und sprotzte, als er sie über sein Bratwerk goss. Gierig schlang er alles hinunter. Sogar den Gitterrost. Seufzend erhob ich mich, zog den Hermelin fest um meine Schultern und machte mich auf die Suche nach dem Lebensmut.