Der Empfang

Auf Stöckelschuh, im Herrenslipper, im Garten vor dem Haus am Fluss, eine Hochzeitsgesellschaft, hoch geht es her, Champagner wird getrunken, Krabben am Spieß verzehrt, es wird geplaudert und gescherzt:

„Ach, wie schön! Du hier?! Wie lange ist’s her?“

„Wohl eine und eine halbe Ewigkeit.“

„Ein Haselnussstrauchzweig, ein Wink des Schicksals traf uns damals gemeinsam, wenn ich mich recht entsinne.“

„Darf ich so offen sein, dir etwas zu gestehen – ich hatte inzwischen dein Gesicht ganz vergessen.“

„Das muss dir gar nicht peinlich sein, ich kenne das schon. Das liegt am Teflon.“

„Am Teflon?“

„Na, das Teflon, mit dem mein Gesicht beschichtet ist. Gegen die Falten, den Faltenwurf der Mimik.“

„Ist das nicht total gesundheitsschädlich?“

„Schon. Sogar sehr. Aber schlimmer ist, der Blick der Mitmenschen gleitet an meinen Zügen ab. Wie jetzt bei dir.“

„Das tut mir leid.“

„Es ist nicht deine Schuld. Wenn überhaupt, liegt es an meiner Eitelkeit.“

„Oh, die verdammte Eitelkeit! Die kenne ich selbst nur allzu gut: ich habe mir jüngst Pazifik-Garnelen implantieren lassen. Gegen mein schwaches Bindegewebe.“

„Davon habe ich gehört; hat es geholfen?“

„Und wie! Die Dinger sind zäher als Leder, ich bin jetzt straffer als ein Kleinkind. Aber sie zwicken, sie zwicken ganz fürchterlich.“

„Vanitas, dein Name sei … äh, wie war noch dein Name?“

Die Kamera schwenkt aus dem Geschehen, hinterlässt ebenso glatte wie ratlose Gesichter. Höflichkeiten werden ausgetauscht, und andere, wichtigere, noch wartende Gespräche vorgetäuscht.