Ein dickes Ende

Regine Pelzfuß schlüpft in ihre Sandalen und macht sich auf den Weg zum Supermarkt. Sie wird drei Pfund Kartoffeln kaufen, ein großes Stück Ziegenkäse und zwei Töpfchen Sahne. Das alles fehlt ihr noch für das Gratin.

Regine mag zwar keinen Ziegenkäse, doch sie erwartet Besuch von ihrem Gefährten. Der hat eine Schwäche dafür und sie gedenkt, ihn in gute Stimmung zu versetzen, damit der Abend in erotisches Geschnupper münden möge, wiewohl Geschnupper mit Blick auf den Ziegenkäse kein allzu erotisches Bild entstehen lässt.

Doch sie braucht nur an seine Schlüsselbeine zu denken und schon segelt sie auf einer schaumigen Woge der Lust zwischen den Warenregalen einher und kein Ziegenkäse der Welt vermag sie aufzuhalten.

Selig summend legt sie Sachen auf das schwarze Transportband, als eine Frauenstimme Regine aus ihren Träumereien schneidet.

„So wie Sie aussehen, sollten Sie sich die Sahne besser verkneifen!“.

Angewidert blickt die Frau auf ein Speckröllchen, das vorwitzig zwischen Regines Hosenbund und dem Saum ihrer Bluse hervorlugt. Regine zieht verschämt den Bauch ein, doch wer selbst Speckröllchen hat, weiß, dass es sich dabei um den vergeblichsten aller Atemzüge handelt.

Regine Pelzfuß hatte in den letzten Jahren viel einstecken müssen, weshalb sie sich überhaupt erst die schützenden Schichten um ihre Mitte zugelegt hat. Aber jetzt reicht es ihr. Mit vor Wut weißen Fingerknöcheln packt sie das Netz mit den Kartoffeln in ihre Einkaufstasche. Zornestränen trüben ihren Blick, so dass sie nicht sieht, wie die Frau ihre kargen Brüste vorschiebt und ein Gesicht macht, als hätte sie etwas besonders Kluges gesagt.

Regine eilt aus dem Supermarkt und legt sich in der Anlieferungszone auf die Lauer. Drohend schwingt sie das Kartoffelnetz. Der würde sie eine Abreibung verpassen! Doch die gemeine Frau schwingt sich von Regine unbemerkt auf ihr Fahrrad und radelt mit spitzen Knien davon.

Das abendliche Läuten des Gefährten bleibt unerhört und nach einer Stunde geht er traurig und enttäuscht wieder nach Hause. Wie gerne hätte er ihr Bäuchlein geknetet, doch sie hat wohl etwas Besseres vor.