In Zeiten des Krieges

Es kommt nicht oft vor, aber hin und wieder denke ich über mein Leben nach. Am liebsten setze ich mich dazu aufs Klo. Da ich nicht sehr groß bin, kann ich dabei die Beine baumeln lassen, das bringt mein Gehirn in Fahrt.

Die letzten Jahre hatte ich in unwegsamem Gelände verbracht mit nichts weiter als einem Täschchen Zuckerstücke und einem hohlen Zahn, in dem ich meine wenigen Habseligkeiten verwahrte. Zwietracht und Häme hatten mich verfolgt, mich gerüttelt und geschüttelt, bis selbst mein Innerstes in Unordnung geraten war. Mein Innerstes ist flauschig und etwas töricht, das nur nebenbei. Letzten Endes ergriff ich die Flucht und habe ein Häuschen gefunden, mit einem gemütlichen Klo, auf dem ich nun beinebaumelnd über die Dinge nachdenken kann, die mir widerfahren sind.

Ich seufzte laut und sprach zu mir selbst: „Was bin ich froh, dass endlich Frieden eingekehrt ist.“

Da raschelte es hinter dem Duschvorhang. Ein Räuspern war zu hören.

„Nein!“, widersprach eine knurrende Stimme. „Es gibt keinen Frieden.“

Erschrocken sprang ich auf und schob den Vorhang beiseite, dass die Plastikringe nur so über die Stange klackerten. Ein Mann stand dort, groß und in vollem Kriegsgewand. Er trug ein Wolfsfell, das mit den Stacheln eines Stachelschweins verziert war, und sein Gesicht war mit blutfarbenen Streifen bemalt. An seinem Gürtel hingen eine Axt und ein großes Messer.

Erneut seufzte ich. Den hatte bestimmt meine Freundin Elsbeth dort hingestellt. Das sah ihr ähnlich. Ich würde sie gleich anrufen, damit sie ihn abholen käme. Er wirkte ungeduldig auf mich, also versuchte ich, ihn mit der Aussicht auf Elsbeth zu beschwichtigen. Er wollte nichts davon hören.

„Es ist Krieg. Ich bleibe. Du wirst mich brauchen“, bestimmte er.

Schließlich willigte ich ein. Es war eine Umstellung für mich, aber mittlerweile war ich schon das ein oder andere mal froh, ihn bei mir zu haben. Manchmal spielen wir Offiziersschafkopf, aber er ist kein guter Verlierer.