Jenseits von Grimm

Ich ziehe die Stadt mir aus der Nase, Stück für Stück und alle Brocken einzeln. Einen Hauch von ihm, einen Anflug von ihr, ein wenig Alexanderplatz zerreibe ich zwischen kleinem Finger, Daumen und schnippe die Stadt in hohem Bogen von mir fort.

„Hey, haste nix zu tun?“, ruft man mir zu. „Nix Besseres?“

Ich ziehe bedauernd einen Flunsch und äußere den Wunsch, die Welt möge sich für mich von außen her verbessern.

Und Hilfe naht in Gestalt einer schlecht als Händlerin verkleideten, jungen Frau. „Schöne Ware feil! Schöne Ware, kauft schöne, schöne Ware!“

„Was hast du denn in deinem Korb, Weib?“, frage ich und linse verstohlen unter das Deckchen, das sie über ihre Ware drapiert hat.

„Lauter gute Sachen: einen Kamm, ein Schnürband, einen Apfel.“

Ich überlege kurz und zurückhaltend wohlwollend. „Nein“, sage ich, „das kann ich alles nicht gebrauchen.“

Sie mustert mich und sagt: „Aber ich hätte für einen starken Mann schon Verwendung. Ich selbst bin ja eher kurzgewachsen, da könnte ich manchmal Hilfe beim Obstpflücken brauchen.“

Ich habe keine Termine mehr heute und so stimme ich zu, ihr zur Hilfe zu sein. Als erstes nehme ich ihr das erstaunlich schwere Körbchen aus der Hand. ‚Was sie wohl sonst noch alles darin aufbewahrt’, denke ich. ‚Vielleicht den abgeschlagenen Schädel meines Vorgängers, vielleicht ein Schüsselchen Gold, das sie einst am Ende des Regenbogens fand.’

Sie lacht, als hätte sie meine Gedanken gelesen. „Mach dir nicht immer so einen Kopf – es ist schon alles gut so, wie es ist.“

Ein Lied aus längst vergangener Zeit auf den Lippen, machen wir uns auf den Weg, der, wie sie mir spät gesteht, kein leichter ist.

Als wir nach Stunden rasten, stecke ich ihr den Finger in die Nase und begutachte das Fremde, das sich mir dartut.