Korkenzieherromantik

Am Vorhang der Nacht hängt eine abgegriffene Kordel. Wenn mich die Sehnsucht packt, klettere ich daran hinauf wie ein Äffchen. Meine Mutter steht glotzäugig unten und ruft mir besorgt hinterher, das ginge so nicht. Im Mondlicht ringt sie die fahlen Hände und watschelt die Bühne auf und ab. Eine Weile klingt mir noch ihr Lamentieren in den Ohren, aber weiter oben pfeift der Wind und ich höre sie nicht mehr. Nur ihre Fäuste, die sie dem Himmel entgegen schüttelt, sind noch lange als weiße Punkte zu sehen.

Ich setze mich auf das Mäuerchen am Ende der Troposphäre und warte voller Begierde auf Vagn Walfried. Wir haben uns bei der Entenjagd auf Borneo kennengelernt und es war Liebe auf den ersten Blick. Heiraten werden wir wohl nicht, denn er hat nichts für oxidierende Verhältnisse übrig. Mich bekümmert das nicht weiter, da er niemals lange auf sich warten lässt. Er gibt mir schroffe Küsse, flüstert mir Süßigkeiten und streut mir Goldstaub ins Gemüt. Wenn ich müde werde, zieht er eine Spirale aus der Jackentasche, auf der ich wieder hinunter rutsche. Vorher wirft er noch eine Hand voll Kieselsteine in die Nacht, um meine Mutter zu vertreiben. Unten angekommen rolle ich mich in meinem Souffleurkasten zusammen und träume, ich könne tanzen wie ein Derwisch.