Private Andacht Teil 45 – Schwalbenjagd

Jede erpicht, die erste im gedachten Kreis zu sein, schwirren, flirren Schwalben uns um Köpfe.

Jahre zurück: Der Nachbar steht, um sich über den anhaltenden Geschlechtslärm aus meiner Wohnung zu beschweren, in der unabschließbaren Tür, im Zimmer, am Bett, fummelt in deinem langen blonden Haar, schnalzt, raunt: „Reizend, ganz reizend“ und weckt den Brechreiz in dir.

Noch weiter zurück: Liegen Männer unter Autos, trinken Alt-Bier, schwitzen Öl. Im Hintergrund die Stimmen in Zungen redender Sportreporter.

Rasch ein Wechsel, ein Schlenker in die Gegenwart, denn die Stunde des Gehstocks rückt erschreckend nahe. Der Knauf wahlweise aus Silber oder Menschenbein. Ein Schädel lächelt knöchern, bemüht, die Lippen zu spitzen, was misslingt.

Zwischen den sich jagenden, den sich fast überschlagenden Schwalben, zwischen zwei besonders schnellen, eine Fledermaus. Sie blickt neidvoll schiefmäulig auf die Kunst, die Wendigkeit der Gefiederten und vergisst für den Anflug eines Augenblicks das Täterätää des Tages.