Studie über Kurzschlüsse & Kernschüsse der Seele oder: Das Wandellose Licht wob einen Schleier

Prolog:

Sagt er zu ihr: „Iss mal sinnlich ’ne Tomate!“

„Wie ist es denn so?“, fragt sie ihn und lächelt verführerisch.

„Jeden Tag ein bisschen besser. Jeden Tag ein bisschen mehr.“

Sprachkörper 1: Das Weben hat seine Aktualität in dem Gewebten

Stereotyp die Antwort, stereotyp das Gefühl. Erst einmal neue Rituale schaffen; Automatismen müssen greifen. Und dann wieder Zeiten – manchmal Minuten, manchmal Stunden – in denen sich das Innere Ich in seine Einzelstimmen zerfasert. Wohlmeinende, hofft man inständig, denn sie sind einem doch recht nahe. Sie zu verlachen würde nicht helfen, wäre wohl als Zeichen an die Außenwelt, als Ausdruck von Entfremdung zu werten.

Automatismen? Sind nicht sie es, die das Innere Ich gänzlich unterdrücken? Jede einzelne Stimme, zusammen gewoben und verflochten, verknüttelt und gekettelt. Die Experten berühren einen ja nicht einmal auf Schürhakendistanz, wenn sie merken, mit welcher Art Persönlichkeit sie es zu tun haben.

Sprachkörper 2 : Cum mercede labor gratior esse solet

Haben Sie Angst vor Geistiger Kraft? Oder Krankheit? Ich befürchte, während unserer Sitzungen wird einer von uns beiden den Verstand verlieren. Oder beide. Ich befürchte, ich kann das Risiko nicht eingehen. Für Sie nicht und auch für mich nicht.

Das Geld darf in diesem Fall keine Rolle spielen. Ich bin als schaffender Mensch der Dichtung, als Familienvater darüber hinaus der Wahrheit verpflichtet, da kann ich mir den Verlust meines Verstandes, meines eigenen Verstandes nicht erlauben. Und Sie sich den Ihres natürlich auch nicht. Wenn die Ichs viele sind, dann bin ich als Seiender gedanklich praktisch grenzenlos. Denn zwischen den Ichs liegen stets andere und zwischen jenen wieder andere und somit: unbegrenztes Sein. So viel Geld, wie dann nötig wäre, kann Ihnen niemand zahlen, ich nicht und auch keine Kasse.

Epilog: Regeln der Märchen meines Lebens

Ganz private Angelegenheiten, persönlichen Ehrgeiz, Eitelkeit, Größenwahn betreffend, sollen nicht über drei Stunden lang gesprächsweise ausgedehnt werden. Es wäre denn, dass der Delinquent einen Französischen Champagner dabei zahlt! Jede Flasche verlängert die Zeitdauer des Gespräches, bis sie leer ist!

(für Peter Altenberg)