Nichts geht mehr

„Tagelang lag ich in der Takelage, in Schonhaltung, wegen einer Zerrung am Gemüt. Nur Bissen vom Gewissen hatte ich zur Nahrung und nichts zu trinken, als ein Tau“, sprach ich zu meinem Freund Ferdinand, bevor er mich fragen konnte, wo ich denn die ganze Zeit gewesen sei, als ich mit zausem Haar und wildem Blick in sein Wohnloch kroch.

„Und jetzt?“

Ferdinand hatte stets eine Frage parat, egal wie ausführlich man antwortete.

„Jetzt habe ich den vernichtenden Blick erlernt. Von einem schmatzenden Tölpel, der mir die halbe Zeit über im Nacken saß. Ich gucke einmal vernichtend und paff! stehen nur noch die Schuhe da.“

Ich zuckte die Achseln. Ferdinand verbarg sich voll Sorge hinter einem Folianten. Ich machte Gesten der Beschwichtigung und mühte mich um einen möglichst freundlichen Gesichtsausdruck.

Wir gingen nach draußen, damit ich es vorführen konnte. Kurzerhand ließ ich die Hausbesorgerin, den Blockwart und die Wurstverkäuferin verschwinden. Auch einen Vertreter der Staatsmacht, der sich einmischen wollte, schickte ich mit einem Blick ins Nichts. Ferdinand war begeistert, begann sogleich eine Liste zu erstellen, mit unliebsamen Persönlichkeiten und Leuten, auf deren Schuhwerk er aus war. Vor Freude tanzte er umher und machte dumme Scherze. Aus Versehen sah ich ihn ungehalten an, und paff! standen nur noch die Schuhe da.

Traurig schlich ich zurück in mein Boot, den Blick fest auf den Boden geheftet. Dort lungere ich nun seit Jahren herum, mutterseelenallein, und warte, dass mir die Augen vor Gram aus dem Kopf fallen. Aber sie sitzen fest, als seien sie angewachsen.