Professor Ekelhard, seines Zeichens Koryphäe und Autorität von europäischem Ruf in allerlei Dingen und virtuoser Taschenbillardkünstler, wurde auf drei Kontinenten gleichsam für seine Eloquenz bewundert und seiner scharfzüngigen Analysen wegen gefürchtet. Weniger bekannt war seine Obsession für Esel. Nicht etwa im zoologischen oder körperlichen Sinne, oh nein! Ekelhards Esel waren metaphysisch, Allegorien auf die menschliche Dummheit, die er so innig verachtete und doch so faszinierend fand.
Eines Nachts, in seinem Arbeitszimmer, umgeben von Sukkulenten, Folianten und dem süßlichen Duft von Mottenkugeln, hatte er eine Erleuchtung. Er würde mit dem Esel tanzen! Nicht wortwörtlich, versteht sich. Ekelhard imaginierte einen Esel, so störrisch und dumm wie nur möglich, und begann, sich zu wiegen. Er ahmte dessen Bewegungen nach, die unbeholfenen Schritte, das sture Verharren.
Der Tanz wurde wilder, exzentrischer. Der Professor lachte, ein schrilles, unheimliches Geräusch, das aus den dunklen Ecken seines Hauses widerhallte. Er fühlte sich leicht, befreit von den Fesseln des Intellekts, eins mit der Dummheit. Doch plötzlich, inmitten seines ekstatischen Tanzes, stolperte er über einen Stapel Neruda-Ausgaben und fiel zu Boden.
Benommen rappelte sich Ekelhard auf. Der Esel war verschwunden. Nur noch der süßliche Duft von Mottenkugeln hing in der Luft, und das dumpfe Gefühl, dass er sich gerade auf absurde Weise selbst zum Narren gemacht hatte. Vielleicht, dachte er, war der Esel gar nicht so dumm, wenn er es schaffte, ihn so elegant aufs Glatteis zu führen. Im übertragenen Sinn, versteht sich.