Das Treffen

„Nichts auf der Welt ist so eilig“, sagte er, nahm die Pfeife zur Hand und stopfte Tabak mit dem Zeigefingerstumpf in die Öffnung, „als dass es durch Liegenbleiben nicht noch eiliger würde.“

Er lehnte sich zurück, vergewisserte sich durch Schütteln in Ohrhöhe davon, dass ausreichend Gas in seinem Feuerzeug war. „Und wenn du nicht arbeiten willst, haben sie Wege dich zu zwingen. Mit Geld.“

Er paffte und entfachte einen Nebel aus Rauch, der ihn umgab, wie ein schwebender Umhang. „Glaube mir, mein Junge, ich habe es selbst erlebt – nichts hätte mir ferner gelegen, als Montag bis Freitag aufzustehen und von neun Uhr morgens bis fünf Uhr am Abend irgendeinem Hans Pampel meine Zeit zur Verfügung zu stellen.“

Auf meine Frage, was er denn stattdessen lieber getan hätte, nahm er die Pfeife aus dem Gesicht und zeigte mit dem Mundstück in eine unbestimmte Ferne. „Mir wäre schon irgendwas eingefallen“, sagte er. „Vielleicht wäre ich nach Straßenfesten die Bürgersteige entlang geschlendert und hätte im Müll nach verlorenen gegangenen Wertgegenständen oder Juwelen gesucht. Das hätte mir auch genug Freizeit gelassen, in der ich vielleicht Interessen entwickelt hätte. Fliegenfischen oder Aquarellmalerei, was weiß ich.“

Wenn ich einen Hans Pampel gefunden hätte, der mich fürstlich für meine aufgewendete Zeit entlohnt hätte, warf ich ein, wäre ich ihm wohl für immer treu geblieben. Es ist doch beruhigend zu wissen, dass die verbrachten Stunden jemandem einen Lohnscheck wert sind.

Er nickte und ließ das Höllenfeuer im Pfeifenkopf kurz auflodern. „Du wirst deinen Weg schon gehen; es ist anders nicht vorstellbar, dich wird das Glück noch finden.“ Er stand auf, das Mundstück fest zwischen den Zähnen und klopfte sich die Tabakkrümel von der Lederweste. „Ich muss los, mein Sohn, das müssen wir unbedingt wiederholen. Jetzt aber mal raus aus den Federn, dein Tagwerk will vollbracht werden.“

Seit seinem Ableben waren die Treffen mit meinem Vater eher die Ausnahmen als die Regel geworden. Ich dankte ihm für seinen Besuch und rief ihm halb spaßend nach, er solle im Himmel ein gutes Wort für mich einlegen.

Ich meine mich zu erinnern, dass er noch mit den Schultern zuckte, bevor er sich ganz in Rauch auflöste.