Fröhliches Schnattern und amüsiertes Zwitschern lässt die Wände sanft schaukeln. Mit leichter Hand werfen die Menschen einander Aufgaben und einfühlsame Klatschgeschichten zu. Ein anthroposophisches Tierasyl oder irgendwas mit Gymnastik für die Seele, vermute ich, als ich an dem langgezogenen Bau mit der schmutzrosa Fassade vorüberschlendere. Die Hitze hält die Stadt mit glühender Faust fest und atmet ihr Feuer in den Nacken, doch durch die Fenster des Gebäudes weht ein kühler Hauch von Pfefferminz. Unwillkürlich beschwingen sich meine Schritte und ich lächle sogar ein wenig, doch das vergeht mir sogleich, denn von hinten piekt mich jemand in die Hacken.
Ein buckliger Alter fuchtelt wütend mit seinem Gehstock und versucht, mich mit leidenschaftlichem „Ksch-Ksch-Ksch“ auf die Seite zu scheuchen. Betont langsam drehe ich mich um und ziehe den Revolver aus meinem Hosenbund. Ein nützliches Reisemitbringsel meiner Freundin Adele, ohne das ich kaum mehr aus dem Haus gehe.
Der Mann wird blass und ängstlich und murmelt eine Entschuldigung. Ich sehe Schweißperlen auf seiner Stirn glitzern, als er an mir vorbeischleicht. Aus seiner Hosentasche nimmt er einen großen Schlüssel, mit dem er die Tür zum rosa Gebäude öffnet.
„Der Chef ist da!“, ruft eine hohe Frauenstimme mit gespieltem Frohsinn.
Dumpfe Stille fällt auf das Haus wie ein Theatervorhang nach dem ersten Akt. Ich überlege, wieviel Zeit mir noch bleibt, um den Revolver abzufeuern.