Kehlig entfuhr Luk de Toorhejd der Schreck. Er verschluckte sich, sie hämmerte mit dem Ballen ihrer rechten Hand auf seinen Rücken, bis sich seine Lungen wieder beruhigt hatten.
„Du hast WAS gesehen?“ De Toorhejd fand nur mit Mühe den Atem wieder.
„Die Blutsau vom Niederrhein. In voller Größe und ganzem Grauen. Gewitter inklusive. Blitze, Donner, das ganze Paket.“
Sie war so niedlich, wenn sie sich ereiferte. Wieder einmal konnte der ehemalige Neuplatoniker, der sich, zu seinen besseren Zeiten mit den Besten seiner Zunft maß, kaum im Zaum halten, seine langjährige Gefährtin von oben bis unten abzuknutschen, auch weil er wusste, dass sie sich dann von ihm in ihren Ängsten nicht ernstgenommen fühlte.
Er griff nach dem Glas Wasser, das sie ihm reichte, spülte den rauen Kitzelreiz herunter und blickte sie ernst an.
„Wie sah sie denn aus?“, fragte er. „Konntest du sie deutlich sehen?“
Ernst erwiderte sie: „So deutlich, wie du jetzt vor mir sitzt. Ich meine, sie hat so sehr gestunken, dass ich mich zwingen musste, nicht den Kopf abzuwenden, ich wollte dir ja auf jeden Fall in allen Einzelheiten berichten können, aber es war wirklich nicht leicht.“
De Toorhejd legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. „Und wie bist du ihr entkommen, wenn ich fragen darf? Soweit ich weiß, also, nach meiner Kenntnis, ist der Blutsau noch niemals jemand entflohen.“
„Ich fand sie nicht unsympathisch, ich hatte keine Angst vor ihr oder so. Wenn nur der Gestank nicht gewesen wäre … Aber es kam mir trotzdem vor, als würden wir uns schon ewig kennen. Unausgesprochenes Verständnis, verstehst du?“
De Toorhejd nahm ihr die Hand von der Schulter und lehnte sich zurück. Er betrachtete seine Finger, die feucht und klebrig waren. „Sag mal“, begann er vorsichtig, „kann das sein, ich meine, ist das etwa Blut?“
Sie plusterte sich auf und begann sich zu ereifern, und Luk de Toorhejd konnte nicht mehr anders, als sie zu küssen und zu herzen; Handlungen, die von Ferne ein Sommergewitter heraufziehen ließen, es grollte schon bedenklich.