Die Feder ist mein Gewehr

Im Voraus sollte beachtet werden, dass an den Tagen, die dem dichterischen Lebenswerk gewidmet sind, also an allen Werktagen, die Farbe Rot für Kleidung absolut tabu ist. Ferner sollten Räume gemieden werden, in denen Vögel gezüchtet werden bzw. wurden. Vögel, und das wird jeder Ornithologe bestätigen, sind oft Boten für Dämonen und böse Geister. Ich finde es in diesem Zusammenhang durchaus erwähnenswert, welches Amüsement mich überkommt, wenn ich an die zahllosen Passanten denken muss, die an harmlos anmutenden Vogelgruppierungen vorbei schlendern, womöglich einen Moment innehalten und sich am Anblick erfreuen, womöglich die pickenden Gesellen zum Anlass nehmen, um über die Möglichkeit einer Leichtigkeit im Leben nachzusinnen, ohne jedoch auch nur zu ahnen, dass die Spatzen (und in den meisten Fällen sind es Spatzen) vielleicht über Tod und Verderben der zu vernichtenden Menschheit diskutieren. Eigentlich sind es diese Vögel, die mich bewogen haben, meine schriftstellerische Arbeit zu überdenken. Ist das wirklich, was ich möchte? Nein? Was dann?

Ein Kunstschütze will ich sein. Einer, der auch im Dunkeln trifft, einer, der die Entscheidung blitzschnell trifft, ob der Schuss lohnt oder nicht. Ein Kunstschütze, dem die Hand nicht zittert, wenn er müde ist, einer, der Dämonenvögeln in die falschen Augen schießt. Ein Retter will ich sein, ein Held. Die Feuerwehr könnte mich anfordern, wenn ich Kunstschütze wäre. Ich könnte Türen aufschießen in brennenden Häusern, könnte älteren Damen mit sicherer Hand Katzen von den Bäumen holen. Ich könnte mich richtig nützlich machen, und stattdessen?

Stattdessen sitze ich hier und starre so lange auf die Wand, bis mir Flausen aus dem Kopf wachsen. Niemals werden mir ältere Damen mit Tränen in den Augen danken, niemals werde ich von erschöpften Familienvätern im Schlafanzug mit Blicken bedacht, die mehr sagen als tausend Worte, weil ich ihre Kinder aus verschlossenen Räumen, brennenden Zimmern befreite, niemals werde ich Sicherheit haben vor Dämonen, vor den Boten, vor den Vögeln. Spatzen spotten mir, wenn sie mich sehen. Wie gut, dass mir das Reich der Phantasie bleibt. So zünde ich eine Kerze an, und verfasse ein Gedicht:

Sprach (-gewalt?)

Kühl glüht der Faden Winterzeit,
früh springt der Zeiger weit, seit
aller Tage Ende ist, seit Herbst uns
in die Hosen rutscht, seit Tiere sprechen,
uns erzählen, uns versichern, dass wir würdig sind.