Damit ich wieder mehr unter Leute komme, habe ich beschlossen ein Praktikum zu machen.
Nachdem es mir für Love-Scamming an Charme und Liebreiz mangelt und der örtliche Fleischer mich wegen meines Hangs zum in der Nase Bohren abgelehnt hat, bin ich schließlich in einer Trollfabrik gelandet. Ich dachte mir, den lieben langen Tag mit einer kleinen Schere Frisuren aus buntem Zottelplüsch für Püppchen ausschneiden, sei genau mein Ding. Vielleicht hätte ich ja sogar ein bislang unentdecktes Talent zum Augen Aufmalen. Es stellte sich heraus, dass in den Jahren meiner Abkehr von der Menschheit einige Veränderungen in der Welt stattgefunden hatten.
Man klebt den Püppchen heutzutage nicht mehr wirklich puschelige Haare an und man malt ihnen auch keine fröhlichen Gesichter mehr mit einem kleinen Pinsel auf die leeren Köpfe. Die Leute wollen keine Puppen mehr. Es genügt, sich etwas vorzustellen. Genauer gesagt: sich etwas vorstellen zu lassen. Ich sitze also vor einer Tastatur und schreibe ins Internet hinein, was die Menschen sich denken sollen. Den Tyrannen dichte ich freundliche Mienen und Wuschelhaare an, Dissidenten werden zu Kindermördern und Glasmurmeln zu Designerdrogen. Oder anders herum, je nach Laune. Niemand prüft das nach. Die Leute schlucken meine Geschichten, die in ihren Bäuchen zu Meinungen werden und am Ende in ihren Gehirnen sitzen und infernalische Fürze lassen.
Jetzt sage ich aber mal kurz die Wahrheit: Die Puppen sind immer noch hohl und ich kann in aller Ruhe in der Nase bohren. Wegen mir könnte das Praktikum ewig dauern.