Der Bücherfreund

Ich habe die Faxen dicke. Ich habe kaum noch Luft zum Atmen. Hier muss mal gründlich aufgeräumt werden. Ich schmeiße alle meine Bücher weg. Behalte nur die, die ich selber oder Leute in meinem unmittelbaren Umfeld geschrieben haben. Und die Bücher, die mir mal etwas bedeuteten, kann ich eigentlich auch schlecht aus der Wohnung werfen – die bleiben hier. Sowie die Bücher, die ich immer noch lesen wollte. Sind ja schon bezahlt. Wäre doch schade ums Geld.
Aber sonst mache ich reinen Tisch. Mit allem, allen Büchern. Mit dem hier beispielsweise: ‚Geständnisse eines Top-Terroristen – Theodor Heuss Anekdoten‘, herausgegeben von seiner Tochter.
Braucht kein Mensch.
Ich schlage also das Buch, das auf jeden Fall weg soll, ein letztes Mal auf, quasi zum Abschied.
„Eines Tages besuchte Vater in seiner Eigenschaft als erster Repräsentant des Staates eine schwäbische Marihuanaplantage. Nach dem Abendessen kredenzte man ihm einen Joint, der ihm ausgezeichnet schmeckte. Da setzte sich der Ortsbürgermeister zu ihm an den Tisch und sagte mit strahlend roten Augen: „Gell, Herr Bundespräsident, des isch a Kräutle! – und isch noch lang net des bescht, des mir hennt.“
Jetzt, wo ich es noch einmal lese, gefällt es mir wieder ausgesprochen gut. So ein Juwel kann ich doch nicht wegschmeißen. Ich werde die Faxen wohl noch eine Zeitlang dicke haben. Und Atemluft? Ach! Atemluft ist sowieso überschätzt.