Frühstück mit Munch

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Das Meiste im Leben ist gemischt. Die Leute sagen, „Da fühlt man sich wie zu Hause“ und schon will man nicht hin. Heute morgen fand ich Edvard Munch in meiner Kaffeetasse. Erst habe ich mich gefreut, nicht mehr allein zu sein, aber er wurde gleich unangenehm. Er trug einen Stock, mit dem er überall gegen schlug, um zu prüfen, ob die Dinge Bestand hätten. Hatten sie natürlich nicht. Sie zerplatzten, wie Pusteblumen aus Angst oder liefen davon und ließen Empörung und Bedauern zurück. Einzig ein angefangener Alexandriner hielt stand und sang voller Trotz Spottverse aus meinen Kindertagen. Edvard Munch wurde…

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Eschaton

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In der Bahn nimmt Frieda Pelzfuß am liebsten den Platz am Ende des Waggons. Letzte Reihe in der Mitte. Die Sitzfläche ist etwas schmaler als die der Bänklein für zwei Personen, so dass man alleine viel Platz hat, aber nicht genug, um einen Sitznachbarn fürchten zu müssen. Frau Pelzfuß hat das Großraumabteil im Blick: Fahrscheinkontrolleure, herumalbernde Schüler, Mütter mit Kinderwagen, Sittenstrolche und Trunkenbolde. Sie bemerkt jeden. Ein junger Mann in einem Laborkittel steigt zu. Er führt einen großen, dicken Hund an einer Leine. Das Tier trägt einen Sprengstoffgürtel, das ist bei der Jugend der letzte Schrei. Der Hund legt sich…

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Ish-Ak

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Ich habe eine Prinzessin gekannt. Mit Augen, die glühten oder sprühten oder Funken stiebten, je nachdem, wie die Prinzessin es gerade wollte. Sie war außergewöhnlich dick und jedes Gramm ihres Gewichts in Gold und Juwelen wert. Wer immer in ihre Nähe kam, konnte nicht lange Trübsal blasen. In ihrem Garten lebte ein Pferd mit goldenem Fell und schwarzer Mähne. Eins seiner Augen war für die Welt verschlossen. Mit ihm betrachtete es aufmerksam das Universum, während es den Gesängen der Prinzessin lauschte. Eine Göttin fand gefallen an den beiden und wollte sie bei sich haben. So erschien sie eines Abends in…

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Abends bei Familie Pelzfuß

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Die Holzscheite knackten im Kamin und die Flammen warfen mit tanzenden Schatten um sich. Frau Pelzfuß erhob sich aus dem Lehnsessel und streckte sich. „Was hast du denn da für einen Leberfleck?“, fragte Hubert, ihr Mann, und ließ vor Schreck den Schürhaken fallen, mit dem er seit Minuten in der Glut gestochert hatte. Frau Pelzfuß legte die Finger an eine Stelle am Hals, knapp unter dem Ohr. „Ach, das ist nur eine Reflexion des Feuers“, wehrte sie lachend ab. „Nein!“, widersprach Hubert. „Das ist der Hautkrebs! Ich weiß, dass es der Hautkrebs ist.“ Er sprang auf und stürzte auf seine…

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Schiffbruch

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Ein junger Mann, ganz mager ist er. Wie auf dieser berühmten Photographie, die einige Häftlinge hinter Stacheldraht zeigt, nur dass sein Schädel nicht kahlgeschoren ist. Er trägt das Haar zu einer Welle geföhnt, die auf seiner Stirn sitzt. Ein Kapitell auf der Fontanell‘. Mit Nachdruck setzt er seine Tasse auf dem Kaffeehaustischchen ab und ruft: „Ich überlege, mir ein Containerschiff zu kaufen! Ich habe es satt, immer nur die Brosamen aufzupicken und in meinen Jackentaschen zu sammeln! Mein Leben ist eine Auffädelung von Perlen, die im Ozean der Belanglosigkeit gewachsen sind. Eine stete Wiederholung von sich niederlegen und wieder erheben,…

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Lesung am 2. Juli 2017

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Im Rahmen der Mainzer Minipressen-Messe 2017 liest Daniel Boente beim Lesemarathon auf der Empore 2 aus seinem aktuellen Roman „Der schreckliche Feuerbach“. Wo: Mainzer Minipressen-Messe Mainzer Rheingoldhalle Rheinstraße 66, 55116 Mainz Wann: Sonntag, 2. Juli 2017, 16:00 Uhr bis 16:30. Eintritt frei!

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Lesung am 1. Juli 2017

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Im Rahmen der Mainzer Minipressen-Messe liest Daniel Boente beim Lesemarathon auf der Empore 1 eine Auswahl der „Freitagstexte“ der Edition Groschengrab. Wo: Mainzer Minipressen-Messe Mainzer Rheingoldhalle Rheinstraße 66, 55116 Mainz Wann: Samstag, 1. Juli 2017, 18:30 Uhr bis 19:00. Eintritt frei!

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Lesung am 30. Juni 2017

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Im Rahmen der Mainzer Minipressen-Messe 2017 liest Daniel Boente beim Lesemarathon im Lesezelt aus dem Roman „Unbehagen in Bad Sodom“. Wo: Mainzer Minipressen-Messe Mainzer Rheingoldhalle Rheinstraße 66, 55116 Mainz Wann: Freitag, 30. Juni 2017, 18:30 Uhr bis 19:00. Eintritt frei!

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Lesung am 29. Juni 2017

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Im Rahmen der Mainzer Minipressen-Messe 2017 liest Daniel Boente beim Lesemarathon auf der Empore 1 aus seinem aktuellen Roman „Der schreckliche Feuerbach“. Wo: Mainzer Minipressen-Messe Mainzer Rheingoldhalle Rheinstraße 66, 55116 Mainz Wann: Donnerstag, 29. Juni 2017, 18:00 Uhr bis 18:30. Eintritt frei!

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Großmutters Luftschläge, Echo

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Nettigkeiten und schöne Reden verleiten mich leicht. Früher dachte ich, das sei ein Zeichen von Einfalt und wünschte mir eine große Portion dieses abgebrüht-sachdienlichen Misstrauens, das sich allseits großer Beliebtheit erfreut, weil man damit Abteilungsleiter werden kann oder sogar Filmregiesseurin. Aber, je! Wann immer ich eine bekam, lag sie mir schwer im Magen, wie eine Schweinshaxe, und ich konnte mich nicht mehr rühren. Also tat ich, wie es mich meine Großmutter gelehrt hatte und fragte Gott, was da zu tun sei. Doch der wusste keinen Rat, denn solcher Kram ist ihm fremd. Im Zweifelsfall, meinte er, solle ich alles lassen,…

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