Der Nachruf

Über die Toten soll man nur Gutes sagen. Das ist allgemein anerkannt, auch wenn es Unfug ist. Als würde jeder Makel mit dem Tod abgewaschen und zurück bliebe nichts als Tugend und gutes Benehmen. Der Nachruf auf Helmut Pelzfuß sollte frei von jeder Schönfärberei sein, denn er war ein großer Mann mit wildem Blick und zausem Bart gewesen, der so etwas nicht nötig hatte. Es hatte kein Thema gegeben, über das er nicht aus dem Stegreif eine halbe Stunde hätte referieren können, und er hatte keine Gelegenheit ausgelassen, genau das zu tun. Zudem war er ein begnadeter Baumeister; landauf landab gibt es zahlreiche seiner Luftschlösser und Sandburgen zu bestaunen. Schlechten Kaffee konnte er einen Kilometer gegen den Wind riechen. Auch wenn sein Geschmack in Modedingen zweifelhaft war – er hatte stets eine braune Wolljoppe getragen – sah die Damenwelt darüber hinweg, wenn er bis in die Morgenstunden das Tanzbein schwang, ohne dass ihm auch nur das kleinste Schweißperlchen auf der Stirn gestanden hätte. Die Welt würde sich ohne ihn weiterdrehen, wenn auch nicht mehr im Rumba-Rhythmus.