Der Zöllner

Matthias Pelzfuß steht auf dem Balkon und blinzelt in die Morgensonne. Es ist bei weitem nicht so warm, wie es vom Bett aus ausgesehen hat. Die Kälte breitet sich auf seinen Fußsohlen aus. Heute ist sein großer Tag, sein erster Tag als Zollhauptwachtmeister. Viele Jahre seines Lebens hat er als gewöhnlicher Zollwachtmeister verbracht, stets pünktlich, niemals krank. Damit sich das nicht ändert, geht Matthias Pelzfuß zurück in seine Wohnung und zieht sich warme Socken an. Veränderungen sind ihm nicht geheuer. Der Sprung vom Wachtmeister zum Hauptwachtmeister scheint ihm für einen Tag genug, da braucht er nicht auch noch auf kalten Füßen herumzutrödeln, um dann womöglich zu spät und verschnupft in der Arbeit zu erscheinen. Was würden die Kollegen denn da denken?

„Pah, schau sich einer den Pelzfuß an. Kaum ist er Hauptwachtmeister, ist die Pünktlichkeit dahin. Und wie er schnieft. Pah!“

So oder so ähnlich würde Margarete Krelp daherreden, wenn sich ihr eine Gelegenheit böte. Das fiese Weibsstück hatte nichts zu tun, als böse Reden zu schwingen. Verabscheuungswürdig war sie, aber irgendwie auch geil. Matthias Pelzfuß weiß nicht, ob er sie lieber ins Gesicht schlagen oder ihr unter den Rock greifen will. Solche Gedanken sind eines Zollhauptwachtmeisters nicht würdig. Geschwind wäscht er sich den Kopf mit Seife aus und eilt zur Bushaltestelle. Dort sitzt der Heiland und lässt die Füße baumeln. Das sieht so verlockend aus, dass Matthias Pelzfuß ihm nachfolgt.

Beim Zoll sah man ihn nie wieder und Margarete Krelp weinte sich heimlich die Augen aus dem Kopf.