Die 15 und der Bischof

Die 15 zog an einer Leine, die ihr der Bischof in die Hand gedrückt hatte und ein Fußball stürzte von der Glasdachkonstruktion eines Hochhauses auf die Erde. Die 15 schaute zum Bischof. „Was sollen denn diese Albernheiten?” Der Bischof hielt sich den Bauch, ließ sein Herrenlachen erklingen, und sagte: „Wenn das der Heilige Franz wüsste, der würde fluchen. Der würde schimpfen.”

Die 15 ließ die Leine aus der Hand gleiten und nahm ein Stück Schinken aus ihrem Jutebeutel. Die 15 fettete sich die Hände ein, sie glänzten speckig im Junisonnenlicht. „Pauschal würde ich meine Taten nicht verurteilt wissen wollen. Nichts und Niemand, die zwei Schlingel, sitzen völlig regungslos und warten.”

Der Bischof hielt sich weiterhin den Bauch, sprach: „Fingerfarbensakramente, Brausepulver bitzelt auf der feuchten Zunge. Ahoi!”

Wie auf Stichwort legte im Hafen ein Dampfer ab und ging auf große Fahrt. Sieben Weltmeere und acht Himmelsrichtungen, dachte die 15 mit fettigen Fingern, ergeben zusammen die 15. Und die 15 fühlte sich erhaben, trotz des lachenden Bischofs, trotz der blendenden Sonne.

Der Bischof bückte sich, nahm die Leine und band sie sich um den Knöchel. Die 15 sah es, wollte den Bischof durch ruckartiges Ziehen von den Beinen holen, bekam das andere Ende nicht fassen, denn ihre Hände waren zu fettig. „Warum?”, lamentierte die 15, „Warum habe ich nur den Schinken ausgepackt und meine Hände eingefettet?”

Die 15 musste tatenlos zusehen, wie der Bischof mit der Leine um den Knöchel die Stadt verließ und sich vor Lachen noch immer den Bauch hielt.

„Albernheiten”, sagte der Bischof plötzlich ernst zu sich selbst, die Passanten drehten sich erschrocken nach ihm um. „Das Lachen ist des Teufels!” Und das Sonnenlicht verschwand hinter den Wolken.

Am Nachmittag des folgenden Tages kam er in die Stadt zurück. Die 15 stand noch immer auf dem Bürgersteig. Als sie den Bischof sah, ereiferte sie sich. Der Bischof hatte die Leine nicht mehr um den Knöchel gebunden, dafür führte er jetzt eine aufklappbare Leiter aus Aluminium mit sich. „Hängen Sie sich auf!” schrie die 15 mit heiserer Stimme, denn die 15 hatte die ganze Zeit geschrien. Doch der Bischof winkte ab und ließ die 15 stehen.

Das wiederum ärgerte die 15 so sehr, dass sie zu schreien vergaß. Sie rannte hinter dem Bischof her und sagte: „Wie? Sie lachen gar nicht mehr? Ist Ihnen wohl vergangen, was? Und jetzt, da Sie sich beruhigt haben, kann ich es Ihnen ja sagen: Ihr Lachen war völlig unangebracht und fehl am Platz! Was sagen Sie dazu?”

Der Bischof griff instinktiv an seinen Bauch, verkniff sich das Lachen und sagte: „Speck ist fettig. Fasst man ihn an, ist man selber schuld.”

Da konnte auch die 15 beim besten Willen nicht widersprechen.