Wer, wie Margit Pelzfuß, ein Kind nach dem anderen bekommt, dem stellt sich die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht mehr. In jungen Jahren wurde sie von der Schwermut gequält, und um ein Haar wäre sie deshalb zur Unzeit aus dem Dasein geschieden. Doch gerade noch rechtzeitig stellte sich die Mutterschaft ein und damit ein Grund, jeden Morgen aufzustehen und den Tag fröhlich zu begrüßen. Begeistert von der Ablenkung, die mit der Fortpflanzung einhergeht, scharte Margit Pelzfuß zahlreiche Töchter und Söhne um sich. Die Väter stapelte sie in einem Wandschrank, denn sie war ordentlich, und man wusste ja nicht, wozu die später noch einmal gut sein könnten.
Eines Abends, kurz nachdem der letzte Spross sich in ein eigenes Heim aufgemacht hatte, saß Margit Pelzfuß auf dem Sofa und sortierte Strümpfe. Eine ungewohnte Ruhe waberte durch die Räume, so dass Margit ihr eigener Atem in den Ohren donnerte. Als es klingelte, sprang sie auf und eilte zur Tür. Sie hatte zwar keinen Besuch eingeladen, aber eine gute Mutter ist stets voller Vorfreude darauf gefasst, den Nachwuchs mit seinen Sorgen und Nöten zu empfangen. Draußen stand allerdings die Kümmernis. Sie trug einen alten Regenmantel und Badesandalen. Wortlos schlurfte sie mit hängendem Kopf an Margit Pelzfuß vorbei ins Wohnzimmer und ließ sich schwer auf das Sofa fallen. Sie nahm einen Sportsocken in die dünnen Hände und starrte ihn trübsinnig an.
„Endlich!“, flüsterte sie.