Die wenigen Regelmäßigkeiten des Lebens

Gerade noch gutgegangen. Die Kurve gerade noch gekriegt. An Spaniens Küsten blühen längst vergangene Pflanzen – Naturschwamm ist kein schöner Anblick, sagt man wohl und bleibt mit dieser Aussage auf der sicheren Seite der Anonymität. Ich trage eine Maske, im Spiegel trotzdem ein Augenblick des Wiedererkennens.

Die Erinnerung der Alten sind die Taten ihres Zenits, tuschelten die Teilnehmer einer Jagdgesellschaft, zu der mich einst USURA höchstpersönlich eingeladen hatte. Wir standen an einem offenen Massengrab und zählten Oberschenkelknochen. Ich musste mehrmals ansetzen, da die anderen Jäger immer auf niedrigere Zahlen kamen als ich. Verzweifelter Zorn wuchs in mir, als ich bemerkte, dass die anderen gar nicht zählten, sondern schätzten oder sich auf die Schätzungen unserer Gastgeberin verließen. Ich schob meine Mütze zurecht und ging.

An einer Straßenbahnhaltestelle angekommen, wurde ich von einer Gruppe Demonstranten umkreist und angesungen. Ich habe nicht mehr im Ohr, was sie sangen, doch bald verfluchten sie mich und in mir die bestehende Ordnung. Damit kann ich leben, konnte ich schon immer – das Blockieren der Schienen wollte ich jedoch nicht tolerieren. Ich schlug mit beiden Fäusten auf die Protestierenden ein, wurde dann schnell überwältigt und meiner Mütze beraubt. Die Straßenbahn kam an diesem Tag nicht, es wurde stattdessen Schienenersatzverkehr eingerichtet, und ich nahm den Bus nach Hause.

In meiner Wohnung wusch ich mir die Wunden und kühlte die Stirn, bevor ich mich an ein unfertiges Manuskript setzte, welches ich in der Nacht zu bearbeiten gedachte. Ich las: „An Spaniens Küsten blühen längst vergangene Pflanzen.“ Da atmete ich auf und freute mich der wenigen Regelmäßigkeiten des Lebens.

Darf ich abschließend Ihr versammeltes Augenmerk noch auf die Naturschwammzucht an meiner Badezimmerdecke lenken? Nein? Dann kein weiteres Wort mehr.