Ish-Ak

Ich habe eine Prinzessin gekannt. Mit Augen, die glühten oder sprühten oder Funken stiebten, je nachdem, wie die Prinzessin es gerade wollte. Sie war außergewöhnlich dick und jedes Gramm ihres Gewichts in Gold und Juwelen wert. Wer immer in ihre Nähe kam, konnte nicht lange Trübsal blasen.

In ihrem Garten lebte ein Pferd mit goldenem Fell und schwarzer Mähne. Eins seiner Augen war für die Welt verschlossen. Mit ihm betrachtete es aufmerksam das Universum, während es den Gesängen der Prinzessin lauschte.

Eine Göttin fand gefallen an den beiden und wollte sie bei sich haben. So erschien sie eines Abends in den Gemächern der Prinzessin und bat diese, mit ihr zu kommen. Doch die Prinzessin schien sie weder zu hören noch zu sehen. Ihre Welt war ihr Paradies und sie hatte keine Aufmerksamkeit für die Götter übrig. Da wuchs Verzweiflung in der Göttin. Sie packte die Prinzessin und schüttelte sie ein bisschen. Davon wurde die Prinzessin krank.

Die Göttin lief in den Garten und klagte dem einäugigen Pferd ihr Leid. Das nickte bedächtig, bot der Göttin frisches Gras und Löwenzahnblätter an und lud sie ein, neben ihm auf der Wiese zu stehen, bis die Prinzessin gesundete und wieder ihre Lieder singen würde. Die Göttin versuchte, sich in Geduld und Demut zu üben, aber daran sind die Götter nicht gewöhnt. Immer wieder kehrte sie zur Prinzessin zurück, um sie zu schütteln.

Schließlich gab die Prinzessin nach und willigte ein, mit der Göttin zu kommen. Mittlerweile war sie aber durch die Schüttelei schwach geworden. Der Fußweg ins Reich Gottes war zu beschwerlich für sie. Das Pferd würde sie tragen müssen. Die Göttin lieh ihm ein Paar schwarzer Schwingen.

Ich bleibe zurück und höre das rauschende „Ish-Ak“ der Flügelschläge.