Libertatem sanguinis

Sobald ich hier raus bin, werde ich zur Blutbank gehen und mein Konto plündern. Ich werde den Kassierer anweisen, mir alles, was da ist, auszuzahlen und das Blut in die mitgebrachten Plastiktüten zu schütten.
Sollte er zaudern oder gar Einwände erheben, werde ich ihn mit dem Zeigefinger auf den Lippen zum Schweigen bringen. „Shhhhh, hören Sie, mein Bester“, werde ich sagen. „Das ist mein Eigen, ich erwarb es und besitze es, doch seine böse Macht forderte ich nie heraus. Zicken Sie hier mal nicht rum! Wir wollen doch kein Blut vergießen.“
Sollte er fragen, was ich denn mit ganzen Blut anzufangen gedenke – ich habe, Zins und Zinseszins sei Dank, bereits etliche Hektoliter angespart – werde ich, so volksnah, wie es mir nur möglich ist, antworten: „Es geht Sie zwar nicht das Geringste an, mein Gutester, aber ich habe vor, es einfach zu verprassen. Ich lade meine Freunde ein und zusammen werden wir es uns dann damit gutgehen lassen.“
Das ist natürlich Zukunftsmusik; es wirkt zur Zeit jedenfalls nicht so, als kämen ich oder sonst einer jemals wieder frei. Aber an irgendetwas muss der Mensch sich doch klammern, um nicht gänzlich irr und wirr zu werden, oder etwa nicht?