Der Eimer

„Aus welchem Grund sollte ein Mensch etwas anderes sagen, als er meint?“, sagte Margret zu ihrem Eimer, der wie immer in der Ecke stand und hoffte, einfach in Ruhe gelassen zu werden. Doch seine Besitzerin, eine dralle Frau in der vermeintlichen Mitte ihres Lebens stehend, geriet immer mehr in Fahrt. „Um witzig zu sein? Um zu wirken, als hätte man alles im Griff? Er nennt es Ironie – ich nenne das schlichtweg Lügen.“

Margret raufte sich das Haar, bis es wie ein ausgebleichter Strohhaufen in alle Richtungen abstand. Der Eimer wusste, was jetzt folgen würde, was immer folgte, wenn die Frau, die ihn vor mehr als zwei Dutzend Jahren gekauft und stolz wie einen Pokal in ihre damals noch leere Wohnung getragen hatte, in wütende Erregung geriet, und so war er wenig bis überhaupt nicht überrascht, als sie ihn hart am Henkel packte, er ihren Fuß kurz und schmerzhaft an seiner Seite spürte und sie ihn quer durchs Zimmer kickte.

„Lügen sind es, hörst du? Lügen.“