Milchweiß

Man ist in den wenigsten Dingen bewandert und lässt sich davon nicht stören. Dieser Gedanke gesellte sich zu Paul Pelzfuß, als er am Morgen in den Schnee vor seinem Fenster hinausblinzelte. Vielleicht lag es an dem grellen Weiß, das alles bedeckte und ihm auf die Nerven ging, aber nun störte es ihn doch. Das Jahr war noch jung und da er bisher noch keine Vorsätze gefasst hatte, nahm er sich vor, künftig nachzufragen, sobald er etwas nicht wusste.

Als er für den zweiten Kaffee keine Milch mehr im Haus hatte, war es soweit. Er stand vor dem Kühlregal und betrachtete voller Misstrauen die unterschiedlichen Angebote. Milch, dachte er, ist Milch. Wozu also die verschiedenen Sorten? Und was trennte sie voneinander? Er nahm die Flaschen in die Hand und las stirnrunzelnd die Etiketten. Die Verbundverpackungen beachtete er nicht. Paul Pelzfuß vermied Abfall, denn er scheute den Gang zur Mülltonne, die in einem finsteren Verschlag untergebracht war, vor dem er sich fürchtete.

„Entschuldigen Sie“, sprach er eine Dame im blauen Kittel an, die neben ihm Butterpäckchen aufstapelte, „hier steht, diese Milch wird ‚traditionell hergestellt‘. Wie läuft das im Gegensatz zur herkömmlichen Milchherstellung ab?“

Die Dame blickte ihn böse an. „Was weiß ich? Ihre Sorgen möchte ich haben. Kaufen Sie die Milch oder lassen Sie es bleiben. ‚Wie läuft das ab?‘ Sie haben wohl einen Vogel!“ Sie stellte das letzte Butterpäckchen auf den Stapel und wandte sich kopfschüttelnd ab.

Paul Pelzfuß bezahlte die Milch und ging entmutigt nach Hause. Das Jahr fing ja gut an.