Nur ein Tag

Das Schöne an der modernen Welt ist, dass man alles sein kann, was man möchte. Also, sofern man nicht in einer Kobaltmine schuften muss oder der Russe bei einem einmarschiert oder man ewigen Hausarrest von schwerbewaffneten Halbwüchsigen erteilt bekommt oder das Pech hat, als Hausschwein geboren zu werden. Sie sehen, es gibt Ausnahmen, aber im Grunde kann man sein, was und wer man möchte.
Ich für meinen Teil wäre gern ein Mann, ein berühmter Mann, wennschon. In die Jahre gekommen und aus dem Leim gegangen, dagegen hätte ich keine Einwände. Ich könnte mit trunkenen Nymphen durch Bacchanalien tanzen und mit der Einfalt eines Kindes glauben, alle hätten Spaß dabei.
Nein. Das war nur ein Scherz. So ein Mann wäre ich natürlich nicht.
Ich wäre dieser eine mit dem eindrucksvollen Geist, der stets unterhaltsam berichten kann, sowohl über Sportveranstaltungen als auch über Vorkommnisse in Politik und Gesellschaft. Mein Leben angefüllt mit geschmackvoller Oberbekleidung, Schusswaffen, Maßlosigkeit und Todesverachtung.
Der wäre ich gern. Nur für einen Tag. Länger könnte ich in derart großen Schuhen nicht laufen.