Schuld und Seuche oder: der verlorene Sohn

Roman Pelzfuß wurde im zweiten Seuchenjahr geboren. Da dachte man noch, alles würde vorüber gehen, wenn man nur brav wäre und aufeinander Acht gäbe. Oder man lief brüllend durch die Straßen, weil man ein Elend mit Gesicht und nachvollziehbaren Zielen wollte. Man wünschte sich das Früher, aber zu früh sollte es nicht sein, denn da war alles noch schlimmer als heute. Die Brüller wurden von den Wasserwerfern fortgespült und die Folgsamen versteckten sich zu Hause hinter ihren Vorräten. Zurück blieb eine dumpfe Panik, die allen gleichermaßen in die Knochen kroch und darüber versprühten die Jumbojets einen feinen Regen aus Schuldzuweisungen. In diesem stillen, beklemmenden Augenblick kam Roman Pelzfuß zur Welt. Wie alle Kinder seiner Zeit verbrachte er seine Jugend in einer inversen Litfaßsäule mit bunt flackernden Monitoren, Musik und frischer Luft aus Dosen. Zu seinem achtzehnten Geburtstag bekam er sein erstes Paar Schuhe geschenkt, mit denen er nach Canossa ging. Dort nahm ihm der Gnom des Patriarchen mit einem Borstenpinsel die Rachenabstrichbeichte ab und impfte ihn gegen das Kalifat. Am Ende der Zeremonie überreichte ihm die Beschäftigungseule einen Beruf und er ritt auf einem apokalyptischen Pony in den Weltuntergang. Niemand hat je wieder von ihm gehört.