Umgang und Verständigung

Auf der Bühne sitzt ein Menschenaffe in einem für seine Größe viel zu kleinen Vogelbauer und spielt mit seinem Mobiltelefon. Dabei summt er ein Lied. Zwei kleine Mädchen bleiben stehen und stecken Buntstifte zwischen die Gitterstäbe, um den Affen zu reizen. Der lässt sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen.

Affe: Von der Schattenseite betrachtet, sieht die Sonnenseite verheißungsvoll und anstrebenswert aus. (pausiert und wischt hektisch über das Display) Das täuscht. Das täuscht gewaltig. Beide Seiten. Es ist nicht angenehm, wenn man neidet; es ist höchst unangenehm, beneidet zu werden.

Die Mädchen verspotten ihn, indem sie das Wort ‚Bettwanzenaffe’ wiederholen. Flüsternd angefangen, immer lauter, immer schriller, bis der Affe das Telefon auf den mit Sand ausgestreuten Boden des Käfigs fallen lässt, um sich die Ohren zuzuhalten. Er scheitert, da ihm der Käfig nicht genug Bewegungsfreiheit lässt. Mehrmals versucht er, sie zu unterbrechen. Ohne Erfolg. Erst als er lautstark brüllt, verstummen die gleichgekleideten Kinder.

Affe: Ruhe! Ru-he! Man versteht ja die eigenen Gedanken nicht.

Mädchen 1: Was kann so ein Affe schon groß denken?

Mädchen 2: Ein Eingesperrter noch dazu.

Mädchen 1: Man muss sich ja für ihn schämen.

Mädchen 2: Schämen.

Affe: Verborgene Süße, wer da schmeckt, ersaugen aus der Stille kann, mag ohne Bangen, ohne Fehl, in Wonne Wahrheit schlürfen.

Mädchen 2: Schä-men.

Mädchen 1: Ganz recht. Was ist denn ein Affe schon, als ein Nachkomme des Ungerechten? Ihm ist doch nichts heilig, nichts achtbar, nichts gut, nichts schlecht. Er hält keine Freundschaft zu anderen Geschöpfen und ist verflucht in seiner Einsamkeit.

Affe kratzt sich und spielt an seinen Zehen. Sein Telefon klingelt, er kann es nicht erreichen, da es hinter ihm liegt. Die Mädchen kichern ob seiner Versuche und Verrenkungen

Affe: Helft mir doch! Das ist der Anruf, auf den ich schon lange warte. Den ganzen Tag, die ganze Nacht und jetzt bin ich nicht erreichbar. (heult)

Mädchen 2: Eine jämmerliche Kreatur. Ich hoffe, sie wird bald vergast. Aus ihrem Fell will ich mir eine schöne Jacke nähen.

Mädchen 1: Oh, das wäre bestimmt der letzte Schrei! Die musst du mir dann einmal leihen.

Der Affe winselt, das Telefon hört auf zu klingeln, die Mädchen gehen Arm in Arm von der Bühne.