Unbegrenzte Möglichkeiten

Der Rauch kratzt mir die Augen blutig, doch den Weg ins Freie verstelle ich mir selbst. Auf dem Tisch ein ehemals weißer Teller mit Resten vom gestrigen Notlügensalat. Es läutet an der Tür, ich will gar nicht wissen, wer das ist. Ein Herr vom Geheimdienst, der mich impfen will, gegen den Ablauf meiner Zeit. Aber das kümmert mich nicht. Soll sie doch ablaufen oder es sein lassen, wie die stockig-braune Brühe in meinem Spülbecken und draußen in den Straßen, wo ich nicht hingehe. Vielleicht auch eine Frau. Heute ist ja alles möglich, heute kann jede alles sein und jeder werden, was er will. Man kann zum Mond fliegen oder zum Uranus, wenn man Zeit hat. Oder in einem Einbaum die Donau hinunter paddeln oder hinauf, je nachdem, je nach Geschmack, wenn man einen hat. Angewidert von den unbegrenzten Möglichkeiten drücke ich mir ein Kissen auf das Gesicht. Vielleicht ist es auch ein Spiegel. Wahrscheinlich ein Spiegel, denn für ein Kissen ist es nicht weich genug, und ein Kissen muss weich sein, sonst ist es zu nichts nütze. Wenn ich einen Frack hätte, dann könnte ich hinausgehen und die schönen Frauen küssen. Oder wenigstens einen Lodenmantel. Gleich morgen gehe ich zum Fleischer und kaufe mir zehn Kilo Rinderpansen. Daraus nähe ich mir dann einen Mantel und werde Hundefänger, denn die Frauen werden mich nicht küssen wollen mit meinen schiefen Zähnen und dem bösen Blick. Ich bette meinen schweren Schädel auf das vom schlechten Atem beschlagene Glas und paddle den Fluss der Träume hinunter. Schließlich habe ich Geschmack.