In den Tagen der Angepasstheit, wo das Essen nicht mehr blutet, die Habenichtse hingegen schon, drehen die Autoren der Edition Groschengrab den Mist des Lebens zu Perlen. Worte suchen ihren Weg ins Freie. Die Edition Groschengrab hat es sich zur Aufgabe gemacht sie einzufangen. Die Buchdeckel müssen einladend sein, denn die Texte sind widerspenstig und eigenwillig: Sie gehen nicht mit Jedem. Das Anliegen ist, ihnen einen bequemen Platz einzurichten, wo sie sich gerne lesen lassen.
Südwind
In meiner Familie war der Wind eine Angelegenheit von großer Bedeutung. Meist kam er aus dem Ausland und war allein deshalb bereits suspekt. Der Ostwind zum Beispiel. Direkt aus Russland kam der und roch nach nassen Lederstiefeln, Blut und Stalingrad. Mein Großvater hätte ihn am liebsten verboten, doch seine Macht reichte dazu nicht aus. Als ich zum ersten Mal einen leibhaftigen Russen traf, staunte ich nicht schlecht, denn er roch ganz normal. Der Wind aus dem Westen brachte in der Regel ein Unwetter mit. Zornig warf er Regentropfen gegen die Fensterscheiben und rüttelte fauchend an den Bäumen. Der Nordwind stach…
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