In den Tagen der Angepasstheit, wo das Essen nicht mehr blutet, die Habenichtse hingegen schon, drehen die Autoren der Edition Groschengrab den Mist des Lebens zu Perlen. Worte suchen ihren Weg ins Freie. Die Edition Groschengrab hat es sich zur Aufgabe gemacht sie einzufangen. Die Buchdeckel müssen einladend sein, denn die Texte sind widerspenstig und eigenwillig: Sie gehen nicht mit Jedem. Das Anliegen ist, ihnen einen bequemen Platz einzurichten, wo sie sich gerne lesen lassen.
Hinterhalt im Rosengarten
Hildegard Magerkost war nach eigenem Empfinden beileibe keine Schönheit. Nur in ihrem Garten, umgeben von Rosen in allen Farben, Rosen aus Krepppapier, aus Porzellan, zwischen Hagebutten und Blüten fühlte sie sich akzeptabel. „Hilde, verrohe nicht!“, flüsterten ihr die Blumen zu. Doch das war leichter empfohlen als durchgeführt; wie Hildegard Magerkost zu ihrem Leidwesen feststellen musste, entwickelten die Rosen zunehmend autokratische Züge. Mit den Jahren sprossen in den Sträuchern und Büschen Kameras wie Knospen, der natürliche Duft wurde jede Saison ein bisschen mehr von billigem Parfüm ersetzt. Hilde vermisste den ursprünglichen Zustand des Gartens, ohne dass sie hätte sagen können, wann…
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