Der schielende Spiegel
Meinem Vetter Bruno stand der Mund schief im Gesicht wie ein schlampiger Behördenstempel und eine dunkle Braue lag wie ein Baumstamm über seinen Augen. Onkel Gernot zog ihn damit auf. „Bei Bruno merken wir, dass er alt wird, wenn Moos auf seiner Augenbraue wächst.“ Tränen liefen schnurgerade über Brunos Wangen, so dass sein Mund noch schiefer wirkte. „Hänsel den Bruno nicht!“, mahnte meine Großmutter dann, aber sie meinte es nicht ernst. „Ich hänsle ihn nicht, ich mag den Bruno doch“, erwiderte Onkel Gernot. So war das in unserer Familie. Allein die Liebe bewahrte einen davor, dem anderen ein Leid zuzufügen,…
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