In den Tagen der Angepasstheit, wo das Essen nicht mehr blutet, die Habenichtse hingegen schon, drehen die Autoren der Edition Groschengrab den Mist des Lebens zu Perlen. Worte suchen ihren Weg ins Freie. Die Edition Groschengrab hat es sich zur Aufgabe gemacht sie einzufangen. Die Buchdeckel müssen einladend sein, denn die Texte sind widerspenstig und eigenwillig: Sie gehen nicht mit Jedem. Das Anliegen ist, ihnen einen bequemen Platz einzurichten, wo sie sich gerne lesen lassen.

AUS DEM GROSCHENGRAB

Literarisches & Aktuelles

Der Salzkrieg ist vorbei

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**Personen:** A: Ein Mann, Mitte 60, abgetragen, doch mit der Aura eines ewig Unzufriedenen. B: Eine Frau, ähnliches Alter, mit einer melancholischen Beharrlichkeit in Stimme und Haltung. **Greisenstimme:** (Aus dem Off, mal murmelnd, mal fast flehend, dann wieder eindringlich befehlend) **Ort:** Eine extrem karge, fast klinisch wirkende Bühne. Zwei abgenutzte Stühle, ein kleiner, runder Tisch aus Metall, der das Licht ungnädig reflektiert. Kein weiteres Dekor. Die Beleuchtung ist neutral, unbarmherzig. *(Die Bühne ist zu Beginn dunkel. Eine lange Stille. Dann langsam, als würde der Tag nur widerwillig anbrechen, wird sie in ein kaltes Licht getaucht. A und B treten gleichzeitig,…

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Scheu geduckt vor seinem Lachen

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Manche sagen, man dürfe bei Unannehmlichkeiten nicht gleich die Flinte ins Korn werfen und müsse stattdessen die Dinge durchziehen und die Zähne zusammenbeißen. Ziehen und Zähne seien Zeichen von Zielstrebigkeit und Selbstdisziplin, die im allgemeinen als wünschenswert gelten. Wer hätte schon einmal eine Stellenanzeige gesehen, in der ein zaudernder Müßiggänger (m/w/d) gesucht wird? Andererseits soll man sich nichts gefallen lassen und wer sich selbst allzu lange einer Quälerei aussetzt, wird bald zum Opfer und das soll auch wieder nicht sein. Wann ist also der rechte Zeitpunkt, um die Zähne auseinander zu bekommen und das Weite zu suchen, fragt sich Philomena…

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Professor Brautsacks Laubsägeatelier oder der Tod des Banausen

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„Ich wünsche mir zu Weihnachten ein bodenloses Fass. Zu Weihnachten wünsche ich mir ein bodenloses Fass. Ein bodenloses Fass wünsche ich mir zu Weihnachten.“ So geht es nun schon seit dem ersten Adventssamstag. Tag und Nacht, morgens, mittags und abends. In Variationen, aber immer im selben Tenor. Mein halbherziger Einwurf ‚ich dachte, wir schenken uns dieses Jahr nichts‘ bleibt unerhört ungehört und weiter geht’s: „Ich brauche ein bodenloses Fass, ein Fass brauche ich, aber ohne jeden Boden. Verstanden? Verstehst du? Ohne Boden.“ Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? Da kommt mir die Postwurfsendung für alle Haushalte, die ich erst gestern…

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Am Puls vergangener Zeiten

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Voller Sorge betrachtet Luzie Pelzfuß die Einladungskarte aus dünnem Karton. Munter geschwungene Buchstaben in grüner Tinte fordern sie auf, mit dem Absender anlässlich eines runden Geburtstags „durch die Jahrzehnte zu tanzen“. Die Adresse am anderen Ende der Stadt, das Datum viel zu nah am Augenblick und die Unterschrift unleserlich. Ganz unten steht noch: Ohne dich sind wir nicht vollständig. Es wird sich wohl kaum jemand finden, der nach einem Jahrzehnte andauernden Leben noch vollständig ist. Ununterbrochen zieht jemand weg, kündigt einem die Freundschaft oder stirbt. Man selbst bleibt zurück mit losen Enden, die einen umhüllen wie ein zottiger Mantel. Ein…

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