Am Tag, als der Regen kam

Öffentliche Verkehrsmittel haben den Vor- und Nachteil, an den Gesprächen und manchmal auch an den Gedanken der Menschen um einen herum teilhaben zu können.
„Todesverachtung ist ja ein hohes Gut. Den inneren Battle gegen Thanatos auszufechten, bringt überhaupt erst Coolness hervor“, sagte ein Mann neben mir mit unangenehm verstellt klingender Stimme.
Wir Mitfahrenden schauten einander an. Ich weiß nicht, was der Gesichtsausdruck der anderen ausdrückte, meiner sollte jedenfalls gleichsam Amüsement und mildes Verständnis vermitteln.
„Und mit einem Mal wird das Leben millionenfach besser. Es lebt sich leichter, wenn man auch die Existenz seiner dunklen, zerstörerischen Seite anerkennt und sich nicht hinter einer Maske gezwungener Positivität verstecken muss.“
Er hielt inne, wohl weil sein Gesprächspartner Einwände hatte. Der Mann wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von den Brauen und zischte: „Ach Gottchen, wie primitiv!“
Das konnte natürlich alles bedeuten. Aber dann kam auch schon meine Station und ich zwängte mich am Mann vorbei. Draußen roch es nach Regen.