Das ist ja ein Versuch über Österreich (1996)

Paris in den Siebziger Jahren. Peter Handke hatte Hitler gefrühstückt. Wessen literarische Gestalt er heute sein würde, wusste er nicht. Das Kindermädchen war bestellt (eine Freundin sollte sie begleiten); der Nachmittag war vereinbart. Die Tochter spielte mit ihren Bauklötzen und die Sonne schien.
Trotzdem lag Führerlaune auf Peter Handkes Gesicht. Er griff zu Notizblock und Bleistift und schrieb: Welchem jungen Bi-Boy, 18 bis 27, kann ich, diskret und unausgelastet, Nacktfotos meiner Ex-Frau zeigen? Außerdem Lust auf Sehen, Zeigen und Wichsen (kein Anal), oder auf einen gemeinsamen Bordellbesuch. Es entstehen keine Kosten. Erbitte Antwort mit Bild und Telefonnummer.
Peter Handke faltete die Anzeige und steckte sie in ein Kuvert. Obwohl er sonst um diese Tageszeit nie rauchte, suchte er nach seinen Zigaretten. Er schritt im Zimmer auf und ab, schaute kurz seiner Tochter beim Spielen zu, hob dann den rechten Arm und zischte: „Faschisten, alles Faschisten. Sieg Heil! Sieg Heil! Sieg Heil!”
Für einen Augenblick hatte er das Gefühl, die Exekution von tausenden Juden befehlen und trotzdem seinem Kind ein guter Vater sein zu können. Dieses Problem hatte ihn schon lange beschäftigt.