Der Kriminalroman

Man müsste, dachte sich Hagen Pelzfuß, einen Kriminalroman schreiben. Er hatte es satt, Sonntag für Sonntag betuliche Lyrik für die Lokalzeitung zu verfassen. Wenn er nur daran dachte, wie die zuständige Redakteurin die altrosa geschminkten Lippen beim Lesen seiner Verse kräuselte, stieg ihm das Erbrochene im Hals hoch. Bis zu dem stand ihm leider auch das Wasser, so dass er auf den Scheck der widerlichen Scharteke angewiesen war. Der Kriminalroman, dachte sich Hagen Pelzfuß, müsse regionalen Bezug haben, und eine schlaue Kommissarin, die gleichzeitig Landesmeisterin im Kickboxen war. Doch um so einen Roman zu schreiben, brauchte man Zeit und Muße und wenigstens zwei Mahlzeiten pro Tag. Von all dem hätte Hagen Plezfuß nicht weiter entfernt sein können. Tagsüber hämmerte er ohne Leidenschaft Reime zu den von der altrosa Redakteurin gewünschten Themen in die Tastatur und nachts lag er wach und malte sich aus, wie er ihr mit einem golden Füllfederhalter die Augen ausstach oder ihr mit einer alten Schreibmaschine den Schädel einschlug. Hagen Pelzfuß hatte Material für mindestens zweihundert Mordfälle. Man könnte, dachte sich Hagen Pelzfuß, eine ganze Krimiserie schreiben.
Eines Abends erschien der Erzengel Gabriel in Hagens Badezimmer.
„Hagen, das ist doch ganz einfach: Schlitz die Alte bei der nächsten Redaktionssitzung auf, reiß ihr die Eingeweide raus! Zack! Zeit, Muße, zwei Mahlzeiten am Tag.“ Gabriel rückte seinen Gürtel zurecht und löste sich in golden leuchtenden Dampf auf.
Hagen Pelzfuß blieb in der Wanne sitzen, bis das Wasser kalt war.