Ein Nachmittag im Waschsalon von Kafka David Friedrich

Eigentlich hat die Geschichte mit dem Saharastaub angefangen. Oder mit dem Duft der Blüten des Zierapfelbaums im Park. Das weiß ich jetzt nicht mehr so genau. In letzter Zeit merke ich mir die Dinge nur noch ganz kurz, damit ich offen für Neues bleibe. Der Saharastaub kommt gar nicht aus der Sahara, das habe ich irgendwo gehört. Das ist nur ganz gewöhnlicher Blütenstaub von irgendeinem x-beliebigen Baum. Linde oder Tanne, das weiß ich jetzt nicht mehr so genau. Jedenfalls nicht Zierapfel. Aber Sie wollen ja die Geschichte hören. Kein Schwein interessiert sich für Zierapfelbäume, obwohl die im Frühling einen betörenden Duft verströmen. Ganz schön viele Umlaute, was?

Ich gehe normalerweise nie in den Waschsalon, ich habe nämlich eine eigene Waschmaschine. Aber seit ein paar Wochen sieht mich durch das Glas eine gemeine Fratze mit drohend gefletschten Zähnen an, sobald ich die Tür öffnen will. So türmt sich die Schmutzwäsche mannshoch in meinem Badezimmer und obendrein sammelt sich nun auch noch der Staub zwischen den Socken und Pullovern. Ich muss also einen Waschsalon aufsuchen. Ich möchte, dass es dort nach den Blüten des Zierapfelbaums duftet. Diesen gewöhnlichen Waschsalongeruch kann ich nicht ausstehen. Ich folge meiner Nase und bald stehe ich vor einer Glastür mit der Aufschrift „KDF Wäscherei“. Draußen sitzt ein Mann auf einer umgedrehten Bierkiste und raucht ein Opiumpfeifchen. Das darf man ja jetzt, also denke ich mir nichts dabei.

„Das ist mein Waschsalon“, sagt der Mann, als ich an ihm vorbeigehen möchte und streckt sein Bein aus, um mir den Weg zu versperren.

„Da sind Sie gewiss mächtig stolz“, antworte ich und recke den Hals, damit ich ins Innere des Salons spähen kann. „Das duftet aber hier. Nach Zierapfelblüte“, füge ich hinzu.

Der Mann mustert mich und kaut dabei auf seinem Pfeifenstiel herum. „Sie haben ja nicht mal Wäsche dabei“, sagt er nach einer Weile.

„Nein, ich wollte mich erst umsehen.“

Er lacht und zieht eine weitere Bierkiste neben sich und klopft einladend darauf. Als ich mich setze, reicht er mir ein Pfeifchen.

„Ist das wirklich Ihr Waschsalon?“, frage ich und drehe die Pfeife misstrauisch zwischen den Fingern.

„Jaja, keine Sorge“, murmelt er und gibt mir Feuer. „KDF, das bin ich.“

Wir sitzen in Rauchwolken und träumen von Zierapfelplantagen in der Sahara. Als die Sonne untergeht, erhebt er sich und schließt den Salon mit einem großen Schlüssel ab.

„Morgen können Sie ja ihre Wäsche mitbringen“, sagt er zum Abschied.