Rendezvous mit dem Maulaffen

Als ich den Laden des Händlers betrat, blendete mich die muffige Dunkelheit des rundum mit den absonderlichsten Waren vollgestopften Innenraums, sodass sich meine Augen erst langsam an die Lichtverhältnisse gewöhnten.
Der Händler war ein Mann von rundlicher Gestalt, ungefähr in meinem Alter. Er ließ sich durch meine Anwesenheit nicht von seiner Arbeit ablenken; er sortierte mehrere kleine Gegenstände auf einem Kissen aus dunkelrotem, flauschigem Samt.
Ich räusperte mich und zeigte, auch um das Verkaufsgespräch in Gang zu bringen, auf das Teil, das der Händler als letztes in der Hand gehalten hatte.
„Ich hätte gern das Ding da“, sagte ich und deutete auf das handliche Gerät, das aussah wie eine kleine, silbern glänzende Taschenuhr. „Was ist das überhaupt?“
Der Händler machte eine unbestimmte Handbewegung in die Luft, als wäre er nicht sicher, ob ich einer Antwort würdig sei, dann sagte er: „Das ist Das Wolkenschiff.“
Er nahm das Ding vorsichtig hoch und legte es auf seinen ausgestreckten Handteller. „Wenn man es öffnet und diesen Knopf hier drückt, entfaltet es sich zu einem kleinen, fliegenden Schiff, das auf Wolken navigieren kann.“
Ich winkte ab und verlangte das nächste Teil zu sehen. Der Händler nahm es hoch und hielt es mir unangenehm nah vors Gesicht. Ich schielte, es sah aus wie eine sehr kleine Sofortbildkamera und das war es auch.
„Das ist Die Zeitkapselkamera“, sagte der Händler fast feierlich. „Dieser Apparat erlaubt es dem Benutzer, Bilder von zukünftigen oder vergangenen Ereignissen aufzunehmen. Sie wollen ein historisches Ereignis dokumentieren oder eine Feier, die erst noch stattfinden wird? Ab jetzt wird das kein Problem mehr für Sie sein.“
Ich zog eine Grimasse.
„Ich sehe, Sie sind ein Mann von Welt mit Sinn für das Besondere. Kommen Sie mit nach hinten. Da habe ich vielleicht etwas für Sie. “
Meine Grimasse wich einem geschmeichelten Ausdruck und ich folgte dem Mann ins Hinterzimmer.
Auf einer Stange aus eingekotetem Tropenholz saß ein verwachsener, haariger Gnom und stopfte sich gelangweilt Mandarinensegmente in den Mund.
„Das“, hob der Händler an, „ist mein Maulaffe. Der letzte seiner Art. Für Sie, werter Herr, würde ich mich gegen einen angemessenen finanziellen Ausgleich von ihm trennen.“
Ich war interessiert. Ich beugte mich zu dem eigenartigen Wesen hinunter und der Maulaffe glotzte mich erwartungsvoll an. Sein Blick übte einen enormen Sog auf mich aus und halb hypnotisiert, hörte ich den Händler aus dem Hintergrund: „Die Sache hat nur einen Haken: Ich kann Ihnen den Maulaffen zwar verkaufen, aber ich kann den kleinen Kerl nicht zwingen, sich Ihnen anzuschließen und Ihnen zu folgen. Das bleibt letztlich seine eigene Entscheidung. Aber, wie gesagt, nur gegen Vorkasse und ohne jede Garantie. “
Ich nickte abwesend und gab, noch immer vom Blick des Maulaffens gebannt, dem Händler mein gesamtes Geld. Der strich die Scheine glatt und ließ den Maulaffen und mich im Hinterzimmer allein.
Ich starrte den Maulaffen an, er starrte zurück. Der Maulaffe stierte, ich stierte. Ich guckte, er guckte. Er blickte, ich blickte zurück. Wir guckten und guckten. Hin und her, vor und zurück, ohne Wimpernschlag, bis mir die Augen brannten.
Da wurde es mir zuviel. „Ich gehe jetzt. Möchtest du mitkommen?“
Und der Maulaffe sagte: „Nein.“
Vorne nahm ich mir eine Betelnuss aus einem Körbchen neben der Kasse und verließ grußlos den Laden.