Für die Verdrängten

Guten Tag, Entrückter! Guten Abend, gute Nacht – wie hast Du denn Dein Leben bis zum heutigen Tag, bis zur jetzigen Stunde verbracht? Verbraucht siehst Du aus, geschlaucht von Leben, Liebe und schlechter Ernährung. Du willst eine Erklärung für Deinen Zustand? Der Hang zum Bett, die Gier nach Salz und Fett, das zehrt. Das zerrt an Dir und würde wohl an jedermann.

Eine Fiesta findet statt. Eine Kapelle spielt. Menschen tanzen und lachen. Hoffentlich schöpfst Du im Gegensatz zu mir Kraft aus dieser Art Veranstaltung. An einigen Tagen ist der Abgrund nur eine Ecke von der Hauptstraße entfernt. Ich erkenne die Unendlichkeit des Bodens unter meinen Füßen nicht an. Diese sogenannte Kugel sieht, wohin ich blicke und ich blicke oft, wie eine Scheibe aus – die Sonne geht auf und wieder unter und wieder auf, wer würde das bestreiten wollen:

Nur das kleine Jesuskind, das uns täglich wiedergeboren in allen Altersgruppen auf der Straße in die Augen blickt. Nur die eine Eselei, Karneval auf den Plätzen. Nur der Hausarzt, vor dessen Praxis sich die Massen stauen und vor dessen Theorie die Menschen staunen. Und nur das Lockenwicklerelternpaar, die servieren auf Kommando mit Paprikapulver bestreute Käsehäppchen, aufgespießt mit einzelner Weintraube, um den Geschmack abzurunden.

Vielen Dank für den wirklich gelungenen Abend und jetzt Gute Nacht! Nachtigallenschall von blaustählernen Wänden zurückgeworfen, erst von einer, dann von vier, dann verliert er sich.
Hör’ doch: Der Vogel! Eben hat er noch.