Herrenbesuch

Prisma Pelzfuß schnüffelte voller Misstrauen, als sie die Türe zu ihrer Wohnung aufschloss. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee stieg ihr in die Nase, doch darunter waberte eine Mischung aus Mäuse-Urin, Marzipan und Balsamessig. Der Boden war mit altem Laub bedeckt und die Balkontür stand weit offen. Draußen war eine Unterhaltung im Gange.

All das war höchst merkwürdig, war Prisma doch seit einer Woche nicht zuhause gewesen. Sie war sicher, Türen und Fenster verschlossen zu haben, als sie abgereist war. Sie ließ die Reisetasche laut auf den Holzboden knallen und das Gespräch auf dem Balkon verstummte. Nur das Gekecker der Elstern war zu hören.

Prisma Pelzfuß ging in die Küche, wo sie tatsächlich eine Kanne mit noch heißem Kaffee vorfand. Sie schenkte sich eine Tasse ein und ging auf den Balkon. Dort saßen zwei bärtige Männlein in schmal geschnittenen Anzügen und sahen sie missliebig an.

„Sie sind ja schon wieder zurück. Wir haben heute nicht mit Ihnen gerechnet“, sagte der eine, der einen texanischen Hut und eine Schnürsenkelkrawatte trug. Der zweite nickte lediglich und schürzte die Lippen.

„Ich habe auch nicht mit Ihnen gerechnet“, erwiderte Prisma ungehalten. „Immerhin wohne ich hier und habe keinen von Ihnen eingeladen. Erst recht nicht in meiner Abwesenheit. Und sie trinken meinen Kaffee.“

Der mit den geschürzten Lippen schob seine Sonnenbrille auf die Nasenspitze schnaubte. „Sind Sie etwa knickerig, Frau Pelzfuß? Eine Rappenspalterin? Hört, hört!“

Prisma Pelzfuß setzte sich auf den freien Sessel und nahm sich eine Zigarette aus dem schmucken Etui, das auf dem Tisch lag. Sie schüttelte den Kopf.

Der mit dem Hut beugte sich vor und bleckte die Zähne. „Manche Leute sind so geizig, dass sie Angst haben, beim Scheißen arm zu werden. Von denen gibt es mehr, als man glauben möchte. Geschichten könnte ich da erzählen.“

„Zu denen gehöre ich nicht“, antwortete sie und horchte auf ihr Gedärm, das großzügig vor sich hin gluckerte. „Gewiss nicht“, fügte sie hinzu.

Nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten, erzählten die beiden Prisma Geschichten vom Geiz und launige Herrenwitze. Im Morgengrauen flogen sie mit den Elstern davon. Wehmütig und mit klingelnden Ohren ging sie zu Bett.