Liebe-Liebe-Liebelei

Er trat zu ihr und sprach: „Ich hab dir ein Gedicht geschrieben.“
Sie schaut ihn an und freut sich.
Er hoffte auf Anerkennung. „Ich hab’s dabei“, sagte er. „Willst du es hören?“
Zwar hat sie gerade keinen Kopf für Lyrik, lächelt aber über den Umstand hinweg.
Er faltete das parfümierte Blatt mit großer Geste und wichtiger Miene auf und hob an: „Oh Schönste! Aus des Schöpfers Stirn entsprungen bist ein Bild du nur und doch -“
Sie schaut ihn an, erwartet, dass er fortfährt und sieht das Entsetzen in seinem Blick.
Er wurde blass und blässer, blähte die Backen und pfiff. „Das ist mir jetzt sehr unangenehm“, verkündete er. „Der Text ist gar nicht für dich.“
Sie verlangt, das ihr eigentlich zugedachte Gedicht zu hören, denn das Gefühl des Schmeichels vergeht in der peinlichen Stille schneller als Zuckerwatte in einem frühsommerlichen Platzregen.
Er strich sich eine Strähne aus der Stirn und starrte in eine unsichtbare Ferne. „Ich bin der Bomber-Harris der Liebe. Ich sprenge dich in die Luft mit meiner Lust. Dem Erdboden gleich.“ Dann hielt er inne und sich an seinem Schweigen fest.
Sie lächelt voll Huld und gespieltem Verständnis, sagt: „Schön. Sehr schön. Nein, wirklich.“ Und wechselt schnell das Thema.