Oneirologie

Kaum-Ich: Du willst mir weismachen, du weißt nicht, was es bedeutet, wenn man von Federn und Münzen träumt?

Nicht-Ich: Ja.

Kaum-Ich: Ich kann es nicht glauben. Entweder willst du mich auf den Arm nehmen oder du bist ein größerer Trottel, als ich ohnehin schon angenommen habe.

Nicht-Ich: Sag du es mir; was bedeutet es, wenn ich im Traum mein Kopfkissen anhebe und ein Haufen Federn liegt da auf dem Laken, groß, als hätte ich einen verdammten Kondor oder einen Pelikan geschlachtet? Nenne mich Trottel, aber ich habe wirklich keine Ahnung. – Und was die Münzen betrifft, die mir ausgehen, während ich sie großzügig in der Runde verteilen will, gut, das kann ich irgendwie deuten, aber die Federn? Ich weiß es wirklich nicht.

Kaum-Ich: Da muss ich gar nicht lange überlegen, das liegt doch auf der Hand: Die Federn sind Reste deiner Flügel. Die Flügel, mit denen du ursprünglich ausgestattet warst, die Lüfte oder höheren Sphären zu erobern. Beide Traumelemente gehören zusammen, Federn und Münzen sind in deinem Traum …

Nicht-Ich: Ich weiß, was du meinst. Jetzt, wo du es sagst, ergibt das endlich seinen Sinn. Ach, übrigens, ich glaube, ich habe noch eine Münze für dich. Warte, sie muss hier irgendwo rumliegen! Nein, hier ist sie auch nicht. Ich weiß genau … ich hatte doch … wo ist das blöde Ding denn hin? Verzeih, ich habe sie gleich.

Kaum-Ich: Lass gut sein. Kümmere dich lieber um dein Bett

Nicht-Ich: Was ist denn mit meinem Bett, um Himmels willen?

Kaum-Ich: Schau mal unter deinem Kissen nach!

Nicht-Ich: Unter dem Kissen? Was ist denn unter meinem Kissen? Huch! Alles voller Federn – was hat das alles zu bedeuten?

Kaum-Ich: Du willst mir weismachen, du weißt nicht, was es bedeutet, wenn du von Federn und Münzen träumst? Du machst mir Spaß!

Nicht-Ich: Träumst?! Soll das heißen, dass das alles nur ein Traum ist?

Kaum-Ich: Na, was denn sonst? Wäre ja furchtbar, wenn nicht.

Nicht-Ich: Da hast du Recht. Ach, übrigens, darf ich dir eine meiner Münzen geben? Ich meine … ich habe … ich hatte doch noch eine …