Prozessor Hastig

Neulich hatte ich Grund zu feiern und beschloss, mir trotz der großen Teuerung, die über das Land gekommen war, einen Falafel zu kaufen. Ich bestellte einen Teller und schaute mich im Laden um; ich war längere Zeit nicht mehr ausgegangen. Sie hatten natürlich die Preise erhöht und die Portionen verringert.
„Alle Soßen?“, fragte mich der Händler. „Oder lieber nicht?“
Ich nickte, was seine Frage nicht beantwortete, aber mein Blick war auf einen unförmigen Kasten neben dem Drehspieß gefallen. „Was ist denn das für ein Ding da hinten? Das war aber letztes Mal noch nicht da.“
Er schüttete mit einer kleinen Kelle helle Soße auf den Teller. Ich hörte, wie sein Magen knurrte.
„Hast du noch nichts gegessen?“, fragte ich und war mir einen Moment lang unsicher, ob wir überhaupt miteinander auf Duz-Ebene waren.
Kopfschüttelnd erwiderte er, dass er faste und bis zum Einbruch der Nacht weder Speise noch Trank über seine Lippen kommen lassen würde.
„Der Kasten?“, durchbrach er die Gesprächspause, die zwischen uns entstanden war. „Das ist mein neuer Quantencomputer. Ein Wahnsinnsapparat. Der rechnet so schnell, dass er ganze Welten entstehen lassen kann. Der rechnet so schnell, dass Zeit und Raum für ihn keinerlei Bedeutung mehr haben.“
„Oh ha!“, sagte ich, ehrlich beeindruckt.
„Mango auch?“, fragte er. Ich machte ein gönnerhaftes Schnütchen und gestattete ihm, mir auch von der knallgelben Soße aufzutun.
„So ein Quantencomputer ist schon eine feine Sache“, bestätigte ich seinen Enthusiasmus. „Kann der denn die Leute auch durch die Zeit reisen lassen?“
„Klar kann er“, sagte er, fast schon ein bisschen beleidigt. „Wie gesagt, Zeit und Raum sind für ihn völlig egal.“
Der Verkäufer garnierte meinen Teller noch mit Oliven und Gurkenstreifen und reichte ihn mir über den Tresen. Er beugte sich zu mir herüber und flüsterte: „Man kann mit Leichtigkeit in die Vergangenheit reisen, aber was nützt es? Es ist ja niemand mehr da.“
Das hatte ich natürlich nicht bedacht und schwieg betreten. Das Essen war nicht sonderlich gut, was ebenso schade wie verständlich war. Wie hätte es der wackere Mann denn auch abschmecken sollen? Fastend und so.