Staubzeug

Als der Reinigungsmajor vorigen Donnerstag zur jährlichen Inspektion in meine Wohnung kam, half es nichts, dass ihn die kindskopfgroßen Staubmäuse unter dem Tisch hervor böse anstarrten. Mit bis zur Stirn gerümpfter Nase tippelte er zwischen den Stapeln unerledigter Korrespondenz umher und sah sich nach einer Sitzgelegenheit um.
„Hm“, brummte er, als ich mit dem Zeigefinger auf ein freies Plätzchen auf dem Sofa wies. Er ließ sich neben einem Haufen Schmutzwäsche nieder, betrachtete die gilben Staubfäden, die von der Decke hingen, und brummte erneut. Er machte sich Notizen auf seinem Klemmbrett. Das Kratzen des Stiftes machte mich nervös, also hielt ich mir die Ohren zu und schloss die Augen in der vagen Hoffnung, er würde unverrichteter Dinge wieder gehen. Nach einer Weile piekte er mich mit dem in der Zwischenzeit stumpfgeschriebenen Bleistift in den Bauch.
„Das entspricht nicht den Vorschriften. So kann das nicht bleiben“, sagte er und zeigte auf eine Tasse. Die Tasse war sauber und hatte sich wohl aus der Küche hereingeschlichen.
„Ich lebe allein. Da störe ich doch niemanden“, erwiderte ich versöhnlich.
„Darum geht es nicht. Die Vorschriften. Sie wissen schon.“
„Ja“, sagte ich ergeben, „ich weiß.“
Der Reinigungsmajor erhob sich und klopfte sich das Staubzeug von der Uniform. „Dann sind wir uns ja einig. Bis zum nächsten Mal.“ Ohne Gruß verließ er mich.
Den Rest des Tages tröstete ich die Staubmäuse und versicherte ihnen, dass ihnen bei mir kein Leid geschehen würde.