Und die Taschen voller Staub

Irmhild Pelzfuß findet schon lange keinen Gefallen mehr an der Welt, deshalb geht sie auch kaum mehr hin.

Angefangen hatte das Ganze, als sie mit ihrer Familie auf die andere Seite der Berge gezogen war. Einerseits war das eine Erleichterung gewesen, weil sie dadurch ihren Patenonkel los wurde, der bei jeder Gelegenheit mit seinem Gemächt herumgewedelt hatte, aber anderseits sagten die Leute Puderzucker statt Staubzucker. Das muss man sich mal vorstellen. Puderzucker. Als wohnte man nicht in einem unbedeutenden Kaff neben einem Gefängnis, sondern in Frankreich bei Hofe.

Ab da wurde es immer schlimmer: Die Hagelkörner wurden von Jahr zu Jahr größer, aus den Frühjahrsstürmen wurden Tornados und Orkane. Kriege und Schlachtereien, wohin man schaut. Jeder hat zu allem eine Meinung und posaunt sie einem ins Gesicht, wenn man Pech hat zusammen mit Geifer und zerkauten Wurststückchen.

Also bleibt Irmhild Pelzfuß zuhause und wackelt mit den Zehen. Das ist angenehm und schadet niemandem.

„Aber du muss doch mal rausgehen!“, sagen ihre Freunde zu ihr. „Ein bisschen Bewegung und frische Luft werden dir gut tun.“

„Das geht nicht“, antwortet Irmhild Pelzfuß. „Der Planet mit seinen Fiesereien schlägt mir aufs Gemüt.“

Doch der klügste unter ihren Freunden lässt sich nicht abwimmeln.
„Ich habe dir etwas mitgebracht“, sagt er und stellt eine prächtig verzierte Schatulle auf ihren Schreibtisch.
Neugierig öffnet Irmhild die Schatulle und taucht mit großen Augen einen Finger in hellgrauen Staub.

„Den habe ich von meiner Großmutter geerbt. Du füllst dir einfach die Jackentaschen damit und wenn dir die Welt zuwider ist, steckst du die Hände in die Taschen, dann kann dir nichts mehr etwas anhaben.“

Irmhild Pelzfuß spaziert leichten Schrittes durch die Straßen, die Hände tief in weichem Puder vergraben und das Grauen macht einen großen Bogen um sie.