Der Nusskopf

Ein Leben lang im Grünen. Das will auch niemand. Aber einen grünen Bereich, das wollen alle. Mit ihren kleinen Kindern in Schalensitzen auf den Rücksitzbänken rauschen sie vorbei. Ins Grüne, ins Grüne, raus aus der Unbarmherzigkeit, Schwipp-Schwapp, abgesoffen im Mittelmaß, im Mittelmeer, im Mittelklassewagen. Eine Fläche von 97 Fussballfeldern wird jeden Tag betoniert, damit die Planierraupen zu Fressen kriegen und im Jahr danach als speiende, spuckende Tupolews über den Frühlingshimmel donnern können. Meinethalben sollen sie alles zerschießen, die Zierhecken, die Maikätzchen, die gotischen Kirchen und den traurigen Mob, dem Tränen über das teigige Gesicht rinnen. Auf Asphalt kann keiner mehr Wurzeln schlagen; alle müssen ständig in Bewegung bleiben, sich treiben lassen auf nassem, kaltem Untergrund. Oder im Wasser, da gibt es keine Balken, nicht einmal erhängen kann man sich da. Und doch wünscht man sich was: ein Kamel, ein frisches Glas Bier oder ein Brautkleid mit Schleier. Ist das eigentlich noch erlaubt? Im Hintergrund einer rauschenden Ballnacht, weit weg vom Lichtmüll suche ich mit wunden Augen den Nachthimmel ab, nach den Streifen der Kondensmilchstraße, die man mir versprochen hat. Ein Echo der Zigarettenglut, das sich in deinen Brillengläsern spiegelt. Meine Gedanken werden hunderttausend Jahre alt sein, bis sie dich erreichen, denn sie kommen auf einem lahmen und zornigen Ross angeritten.