Die Suche hat ein Ende

Was das da in der Ecke ist? Nein, das ist kein Krug. Das ist der Heilige Gral. Ja, der echte und ja, den habe ich schon lange. Brauchen? Nein, ich brauche ihn eigentlich nicht, den lagern drei Weise zur sicheren Aufbewahrung in meiner Wohnung. Eine Zeitlang habe ich die Köpfe von Schnittblumen darin schwimmen lassen, aber an dem Anblick habe ich mittlerweile alle Freude verloren.

Ich habe schon überlegt, ob ich ätherische Öle oder duftende Essenzen reinschütten soll, auch, aber nicht nur wegen des Gestanks, der dieser Tage von draußen durch die Fenster dringt. Doch dann stellte ich zu meinem großen Bedauern fest, dass mir schwere Düfte Kopfschmerzen verursachen. Nicht schön.

Jetzt steht er da in seiner Ecke und zieht den Staub an. Von mir aus kannst du ihn mitnehmen. Ich habe wirklich keine Verwendung für ihn. Vielleicht fällt dir ja etwas Passendes ein. Ich weiß, die gesamte Christenheit und das halbe Abendland waren Jahrhunderte lang hinter ihm her – aber, ganz ehrlich: wem nutzt er?

Wäre er ein Trampolin, könnte man auf ihm hüpfen. Das wäre ein Spaß. Wäre er ein Federballset, könnte ich ihn in den Sommerurlaub mitnehmen. Es sei denn, ich führe an den Strand – es ist vollkommen sinnlos, Federball am Meer spielen zu wollen. Wenn man aufrichtig ist, muss man zugeben, dass an der Küste einzig der Wind spielt. Und selbst wenn man mal ein oder zwei Sätze gewinnt, am Ende triumphiert immer und ohne Ausnahme der Luftstrom. So laufen die Dinge nun einmal.

Nein, ich habe keine Tasche für den Gral, die ich dir borgen könnte. Ja, ich weiß, dass es regnet und auch voraussichtlich so schnell nicht aufhören wird, aber sieh dich um, wo sollte ich denn Taschen oder auch nur Tüten in diesem, meinem Zimmer bunkern?

Ich sehe schon, der Gral wird auch weiterhin untrennbar mit meinem Schicksal verbunden sein. Man muss sein Los im Leben annehmen – wo wäre sonst der Witz im Glauben an die Vorhersehung?