Lustig, lustig

Mich juckt es in den Fingern. Das klingt an sich nicht schlimm. Als hätte ich große Lust, eine bestimmte Sache in Angriff zu nehmen und könne es kaum erwarten, müsse nur noch eben etwas anderes erledigen, das keinen Aufschub duldet. Tatsächlich plagt es mich den ganzen Tag und einen großen Teil der Nacht. Mein sehnlichster Wunsch ist eine dritte Hand mit Fingern, die nicht von dem Unheil befallen sind und die geplagten kratzen können. Aber die bekomme ich nicht.
„Das zahlt die Kasse auf keinen Fall“, meint mein Hausarzt, ein dicker, älterer Herr mit weißem Bart, der in der Weihnachtszeit seinen weißen Kittel gegen einen roten Mantel mit weißem Kragen und dazu passender Mütze tauscht, denn er hat Humor.
„Außerdem“, fügt er hinzu, denn er ist obendrauf neunmalklug, „heißt es mir juckt es in den Fingern. Und man sagt ein Großteil, nicht einen Großteil, denn das Teil ist sächlich. Das sollten Sie eigentlich wissen.“
„Ja, meinetwegen“, erwidere ich und strecke ihm mit flehender Geste meine Hände entgegen. „Aber was mache ich denn gegen dieses infernalische Jucken?“
Er lächelt milde. „Lassen Sie mich mal in meinem Goldenen Buch nachsehen.“ Er leckt aufreizend seine Finger ab und blättert.
„Es sind gerade mal Null Komma Null Null Null Zwei Prozent der Gesamtbevölkerung von ihrem Leiden betroffen. Das ist doch schön. Essen Sie ein paar Pfeffernüsse und freuen Sie sich im Herzen. Der Nächste, bitte!“